Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

276 Zwölftes Buch. Fünftes Capitel. 
Der thätige Antheil, welchen er den Wissenschaften widmete, 
concentrirte sich zunächst in dem akademischen Institute, das er in 
Berlin erneuert hat. 
Er war mit dem Gedanken auf den Thron gekommen, literarisch 
berühmte Männer um sich zu sammeln; gleich in den ersten Tagen 
seiner Regierung äußerte er die Absicht, die Gesellschaft der Wissen- 
schaften, welche trotz einiger Männer von Verdienst, die sie in sich 
schloß, doch nur ein dunkles Leben fristete, in eine Akademie zu ver- 
wandeln, welche mit den französischen und englischen Gesellschaften 
dieser Art wetteifern könne. Maupertuis, der zuerst herangezogen 
ward, beschäftigte sich schon im Frühjahr 1741 mit einem Plane 
dazu. Eigentlich diese Angelegenheit war es, welche ihn ins Feldlager 
Friedrichs II führte und ihm jenen Unfall zuzog, der ihn nach der 
Schlacht von Mollwitz wieder aus Preußen entfernte. 
Den nächsten Anlaß, auf den Gedanken zurückzukommen, hat 
die Erwerbung von Schlesien gegeben. Euler, der ebenfalls vor kur- 
zem berufen war, ein Mann von vielem Talent für die Geschäfts- 
führung einer gelehrten Körperschaft, berechnete, daß der Ertrag des 
Kalenderprivilegiums, das nun auch auf diese Provinz ausgedehnt 
wurde, ansehnlich genug ausfallen werde, um darauf eine Akademie 
zu gründen. 
Noch eine andere Anregung von ganz anderer Seite unterstützte 
den König hiebei. 
Nach dem Beispiel Friedrichs beschäftigten sich auch alle, die 
ihn umgaben, mit der Literatur. Kriegsmänner vom höchsten Rang, 
Minister, Hofleute selbst empfanden das Bedürfniß, sich fortlaufend 
zu unterrichten und bildeten hiefür eine neue Gesellschaft untereinander. 
Wir finden unter ihnen Podewils und Borcke, Schmettau, Goltz, 
Stille sowie Sweerts, der die Schauspiele dirigirte, Bielefeld, Jordan, 
den Kern machten die in Berlin bereits anwesenden Gelehrten aus, 
die sich den allgemeinen Wissenschaften widmeten, wie Pott, Marg- 
graf, Lieberkühn, Euler, Jarriges, Formey. Sie versammelten sich 
Anfangs bei Schmettau oder Borcke, später auf dem Schloß, wo ihnen 
der König einen Saal einräumte, alle Donnerstag-Nachmittage. 
Marschall Schmettau, dessen entwürfereichen Geist für Politik 
und Kriegführung wir kennen, ist es eigentlich !), von dem die un- 
1) Es ist ein Irrthum, wenn Denina dem Feldmarschall Schmettau die 
Gründung der neuen Gesellschaft zuschreibt. Das merkwürdigste Actenstück 
über die Umbildung überhaupt ist eine Cabinetsordre Friedrichs vom 29. Oct.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.