282 Zwölftes Buch. Fünftes Capitel.
Große durch die Mannichfaltigkeit der Anschauungen nicht hatte stören
lassen, erwarb sich das Verdienst, dieses Gebäude aufzurichten, dessen
stolze und reine Umrisse mit Recht über eine verderbliche Feuersbrunst
hinaus gerettet worden sind. Ueber Einzelnheiten der Ausschmückung
ist Knobelsdorf mit Algarotti zu Rathe gegangen 1); am 7. Dez. 1742
ward das Haus mit einer Oper von Graun eröffnet.
Es mag wohl sein, daß die ersten Aufführungen, trotz des
offiziellen Lobes das ihnen zu Theil wurde, viel zu wünschen übrig
ließen; der sächsische Resident Siepmann, der hauptsächlich über diese
Gegenstände berichtet, tadelt die Decorationen und den Gesang, und
findet alles tief unter dem was man in Dresden habe. Auch der
König war nicht gerade sehr zufrieden; seinen Wünschen entsprach
die Oper erst, seitdem Salimbeni (im Jahr 1746) und die Astrua
anlangten. Dem ersten schreibt Friedrich Geschmack und Anmuth zu:
die Stimme der Sängerin findet er in Mannichfaltigkeit, Agilität
und Anmuth unvergleichlich, und dabei spiele sie wie eine französische
Actrice 2); unter den Tänzerinnen glänzte noch eine Zeitlang die Bar-
barina, eine der schönsten Personen, die je die Bühne betreten haben;
die Decorationen besorgte der geschickte Bellavita. Von allen Dar-
stellungen dieser Zeit erwarb sich, wenigstens bei dem Könige selbst,
die Oper Cinna den größten Beifall, wie durch den Text, welcher
Interesse und Schrecken vereinigte, so durch die zugleich rührende und
lebendige Musik. Schon hatte man überhaupt die für die Oper vor-
zugsweise geeigneten Gegenstände der musikalischen Poesie gefunden,
wie Iphigenia und Armide: — die Situationen des Montezuma,
welchen Friedrich selbst abfaßte, kehren im Cortez wieder.
Etwas später als das Opernhaus kam die Akademie zu Stande;
1747 ward zu der katholischen Kirche, 1749 zu Prinz Heinrichs
Palais der Anfang gemacht; 1750 ward die neue Domkirche fertig.
Es liegt in der Natur der Sache, daß Gebäude, zu denen man die
vornehmsten Motive aus Zeichnungen von Bauwerken schöpft, die
man nie selbst gesehen hat, nicht gerade immer Kunstwerke werden;
1) Vgl. einen Brief Algarottis Opp. Varie II, 273. Daß unter den
Römischen Theaterdichtern Varius erscheint, ist ein Gedanke Algarottis. Die
Inschrift: Apollini et Musis hat Algarotti ebenfalls angegeben.
2) I./ Astrus est recllement surprenpant: elle fait des orpeggios comme
des violons; elle chante tout ce que la flote joue arec unce agilité et
une vitesse infnie. — Cest un phénomene singulier en fait de musique.
(Friedrich an die Markgräfin.)