Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

284 Zwöðlftes Buch. Funftes Capitel. 
Die schönsten Werke der sinnlichen Imagination Correggios fanden 
ihren Weg dahin. In dieser Umgebung geistiger Ruhe und einfacher 
Genüsse nahm Friedrich die Studien von Rheinsberg wieder auf und 
suchte Genossen derselben um sich zu sammeln. 
Was hätte er darum gegeben, die alten Freunde um sich zu 
sehen, die seinen ganzen Bildungsgang mit ihm getheilt hatten: Key- 
serlingk und Jordan; aber sie waren beide kurz nach einander ge- 
storben 1). 
Noch war Rothenburg bei ihm, der ganz sein Vertrauen genoß 
und sein Ohr besaß, so daß sich die Nachrede gegen ihn erhob, als 
sei er es, der mißliebige Dinge enthülle; doch war er auf keinen Fall 
ein eigentlich literarischer Mann. 
Als solcher führte sich zunächst ein Südfranzose, der sich mehr 
in den Kopf gesetzt hatte in seinem Vaterlande nicht leben zu können, 
als daß dies nicht möglich gewesen wäre, Marquis d'Argens, bei 
dem Könige ein. Zuerst in Gesellschaft der Herzogin von Würtem- 
berg ist er nach Berlin gekommen: die unberechenbaren Launen sei- 
ner Gebieterin aber verscheuchten ihn aus ihrer Nähe. Er war ein 
wohlwollender, dienstfertiger Mensch, eher nachlässig in seinem Aeußern, 
worüber er oft verspottet wurde, aber voll von den mannichfaltig- 
sten Kenntnissen in dem Gebiete der allgemeinen Literatur und von 
umfassendem Interesse für alles Wissenswürdige 2). Er bezeichnet sich 
selbst als Deist und Epicuräer, oder auch als den modernen Demo- 
krit; seine Meinungen waren denen des Königs analog, doch stimmte 
er darum noch nicht allezeit mit ihm überein; zuweilen erhitzte er sich 
im Gespräche und suchte dann mit einem provenzalischen Witzwort 
wieder einzulenken; das Verhältniß zwischen beiden gewann mit den 
Jahren an Wärme und Innigkeit; d Argens widmete dem Könige ein 
herzliche Hingebung, und zeigte oft mehr Vertrauen zu seinem Glücks- 
stern, als dieser selber. 
Auch ein Nordfranzose war zugegen, der Arzt de la Mettrie, 
unter allen Schriftstellern, die je gelebt, einer der unbesonnensten, 
für 18000 Fr.; Fürst Lichtenstein, der ihn von Eugen eingetauscht hattr, über- 
ließ ihn für 5000 Thaler an Friedrich. 
1) An Podewils, 22. Aug. 1745: Je suis plus mort que vif après 
la nouvelle, que vous venez de m'annoncer; je perdis dans trois mois 
mes deux plus intimes amis. Ugl. ein Schreiben an M. de Camas, 
30. Aug. 
2) Par un caprice singulier et par un entstement ridicule, wie er 
selbst sagt: Mêémoires de Tesprit humain XlI, 376
	        
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