Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Gesellschaft von Sanssouci. 289 
Wir wollen nicht von einander scheiden, was an diesen Beschuldigun- 
gen Wahres oder was darin übertrieben sein mag — es wäre eine 
Erörterung von widrigen Kleinigkeiten; genug, so war die allge- 
meine Meinung, diesen Eindruck machte seine Lebensweise in Berlin. 
Der König meint einmal eine Art von Gerechtigkeit der Natur darin 
zu sehn: wäre es anders, so würde Voltaire eine zu große Macht 
über die Menschen ausüben. Er selbst suchte ihn zu ertragen, in der 
Hoffnung, ein so bejahrter Mann werde doch wohl endlich zur Er- 
kenntniß über sich kommen; bei mancherlei Wechsel von Gnade und 
Ungnade, Zurücksetzen und Wiederaufnahme erhielt sich doch immer 
ein erträgliches Verhältniß. 
Endlich aber trat ein Ereigniß ein, welches allen Unmuth zu 
Tage brachte und alles zerwarf. 
Zwischen den beiden feindlichen Geistern, Voltaire und Mauper- 
tuis, kam es endlich zum Bruche. Der Poet konnte die amtliche so 
wenig wie die gesellschaftliche Autorität eines Mannes ausstehen, den 
er zwar selbst einst empfohlen hatte, aber im Grunde doch für einen 
untergeordneten Geist hielt. Es mag wohl sein, daß sie sich noch 
mehr verfeindeten, wenn der eine oder der andere eines Abends am 
meisten geglänzt hatte 7). Verfängliche Reden wurden hin und her 
getragen; Voltaire schrieb eine bittere Kritik, die über sein neuestes 
Buch herauskam, dem Einfluß des Präsidenten der Akademie zur 
dieser nahm die Ernennung eines Correspondenten übel, die auf Vol- 
taires Fürsprache vom König bewilligt worden war. 
Nun ließ sich Maupertuis damals durch den Versuch des Pro- 
fessors König in Leiden, ihm die Entdeckung eines Naturgesetzes, auf 
welche er einen übertriebenen Werth legte, streitig zu machen, zu 
einem heftigen Verfahren fortreißen; um einen Brief, auf den es 
ankam, für unächt zu erklären, setzte er die Staatsgewalt und die 
Akademie in Bewegung. Zugleich gab er, wahrscheinlich durch den 
Beifall verführt, den seine Ideen in den Kreisen, die er beherrschte, 
erworben hatten, eine Briefsammlung heraus, in der er seiner Ein- 
visage du Juif; il s'en est fallu de peu, qu’il M'ait dit des sottises a 
Mr’ de Coccci. — Ein ander Mal: Voltaire avec son esprit est la fable 
de la ville; ses incartades desennuyent les faintants de la capitale. — 
Spüere L'Ame la plus noire et la plus perfide aigrit et gate tout son 
es 
pr )5 So erzählt nicht allein Thib 2t, sondern ich finde es auch aus dem 
Munde Friedrichs ausgezeichnet. 
v. Ranke's Werke XIII. 19
	        
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