Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Meinungen und Regierungsweise des Königs. 303 
Auch er selbst aber war gegen alles auf der Hut, was seine 
Umgebung ihm sagen mochte. 
„Wenn wir uns jedem Gespräch hingeben, das irgend Jemand 
mit uns anfängt, darauf hören, wovon man will, daß wir es hören, 
uns in zweifelhafte Verbindungen einlassen, so kann dies leutselige 
Wesen schlimmere Folgen haben, als die Hartherzigkeit. Von Anfang 
an habe ich meiner Umgebung zu zeigen gesucht, daß sie bei mir 
durch Ränke und falsche Berichte nichts gewinnen wird, daß ich ein 
Mann bin, um die Dinge selber zu sehen, und unerschütterlich in 
den einmal gefaßten Planen. Gutmüthigkeit muß mit Festigkeit ver- 
einigt sein; der Fürst muß sich mit braven und ehrlichen Leuten um- 
geben; für sich selber gewinnt er damit wenig, aber alles für das 
Wohl des Staates.“ 
Es— mag sein, daß ihm auch darum für seinen persönlichen Um- 
gang Fremde am liebsten waren, weil sie keinen Zusammenhang mit 
kleinen einheimischen Interessen hatten. 
Soll die Monarchie eine Wahrheit sein, so müssen die Regionen, 
wo die Entschlüsse gefaßt werden, von allem fremdartigen Einfluß 
frei bleiben: der höchste Wille muß sich nur auf das Wesen der 
Dinge richten. 
An den französischen Zuständen fand Friedrich nichts widerwär- 
tiger und schädlicher, als das Auseinanderstreben der verschiedenen 
Minister, deren jeder seine besonderen Rücksichten habe, seinen beson- 
dern Vortheil suche. 
„So wenig“, sagt er, „wie Newton sein System in Verbindung 
mit Leibnitz und Cartesius hätte zu Stande bringen können, so wenig 
kann ein politisches System gemacht und behauptet werden, wenn es 
nicht aus Einem Kopfe entspringt 1), und das muß der des Fürsten 
sein; Minerva muß aus dem Haupte Jupiters hervorgehn. Von dem 
was er selber gedacht hat mehr durchdrungen, als von dem Gedanken 
Anderer, wird er all sein Feuer an die Etreichung eines Zweckes 
setzen, der zugleich die Eigenliebe in Anspruch nimmt. Finanzen, 
Politik und Militär sind unzertrennlich. Nicht der eine oder der 
andere dieser Zweige muß gut verwaltet werden, sondern alle zu- 
sammen. Sie müssen zusammenwirken, wie in den olympischen Spie- 
1) II faut qu'un gouvernement bien conduit ait un systeme aussi 
lié que peut I’etre un systäme de philosophie, que toutes les raisons 
Prises soient bien raisonnées et qdue les finances, la politique et le wi- 
litaire concourent à un meme but, qui est ’affermissement de l'état et 
Taccroissement de la puissance. (Test. polit.)
	        
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