Meinungen und Regierungsweise des Königs. 303
Auch er selbst aber war gegen alles auf der Hut, was seine
Umgebung ihm sagen mochte.
„Wenn wir uns jedem Gespräch hingeben, das irgend Jemand
mit uns anfängt, darauf hören, wovon man will, daß wir es hören,
uns in zweifelhafte Verbindungen einlassen, so kann dies leutselige
Wesen schlimmere Folgen haben, als die Hartherzigkeit. Von Anfang
an habe ich meiner Umgebung zu zeigen gesucht, daß sie bei mir
durch Ränke und falsche Berichte nichts gewinnen wird, daß ich ein
Mann bin, um die Dinge selber zu sehen, und unerschütterlich in
den einmal gefaßten Planen. Gutmüthigkeit muß mit Festigkeit ver-
einigt sein; der Fürst muß sich mit braven und ehrlichen Leuten um-
geben; für sich selber gewinnt er damit wenig, aber alles für das
Wohl des Staates.“
Es— mag sein, daß ihm auch darum für seinen persönlichen Um-
gang Fremde am liebsten waren, weil sie keinen Zusammenhang mit
kleinen einheimischen Interessen hatten.
Soll die Monarchie eine Wahrheit sein, so müssen die Regionen,
wo die Entschlüsse gefaßt werden, von allem fremdartigen Einfluß
frei bleiben: der höchste Wille muß sich nur auf das Wesen der
Dinge richten.
An den französischen Zuständen fand Friedrich nichts widerwär-
tiger und schädlicher, als das Auseinanderstreben der verschiedenen
Minister, deren jeder seine besonderen Rücksichten habe, seinen beson-
dern Vortheil suche.
„So wenig“, sagt er, „wie Newton sein System in Verbindung
mit Leibnitz und Cartesius hätte zu Stande bringen können, so wenig
kann ein politisches System gemacht und behauptet werden, wenn es
nicht aus Einem Kopfe entspringt 1), und das muß der des Fürsten
sein; Minerva muß aus dem Haupte Jupiters hervorgehn. Von dem
was er selber gedacht hat mehr durchdrungen, als von dem Gedanken
Anderer, wird er all sein Feuer an die Etreichung eines Zweckes
setzen, der zugleich die Eigenliebe in Anspruch nimmt. Finanzen,
Politik und Militär sind unzertrennlich. Nicht der eine oder der
andere dieser Zweige muß gut verwaltet werden, sondern alle zu-
sammen. Sie müssen zusammenwirken, wie in den olympischen Spie-
1) II faut qu'un gouvernement bien conduit ait un systeme aussi
lié que peut I’etre un systäme de philosophie, que toutes les raisons
Prises soient bien raisonnées et qdue les finances, la politique et le wi-
litaire concourent à un meme but, qui est ’affermissement de l'état et
Taccroissement de la puissance. (Test. polit.)