Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Säcularisationsprojecte. 31 
4) die Bisthümer Salzburg, Passau, Freising, Regensburg, Eichstädt, 
Augsburg; 5) Neuburg und Sulzbach, wogegen die Pfalz, die es 
abtrete, durch Limburg und die Bisthümer Worms und Speier ent- 
schädigt werden solle. Um durch die Aufhebung der Bisthümer nicht 
die Reichsverfassung zu zerstören und die katholische Kirche allzu sehr 
zu verletzen, war die Absicht, sowohl die Bischöfe als die Capitel mit 
einem unabhängigen Einkommen auszustatten, die Stimmen am Reichs- 
tag aufrecht zu erhalten, die Territorien aber zu dem neuen König- 
reich zu schlagen. 
Wie kommt schon damals aller Orten, wenn gleich noch nicht 
gereift, jene Arrondirungs= und Säcularisationspolitik zum Vorschein, 
welche die späteren Zeiten so gewaltig erschüttert hat. 
Von Friedrich wird man nicht voraussetzen, daß er, so sehr auch 
eine Verstärkung von Baiern, zumal da es die Krone des Reiches 
trug, in seinen Wünschen lag, auf diese Pläne eingegangen wäre. 
Es kam ihm chimärisch vor, daß eine bestimmte Summe von Ein- 
künften, eine fixirte Anzahl von Truppen gefordert ward; solche 
Dinge erwerbe man nicht ohne ein starkes Heer und ohne tapfere 
Anstrengung. Wenn dem Hause Oesterreich ja eine Abtretung an- 
gesonnen werden sollte, so wäre eine solche doch nach seiner dama- 
ligen Gesinnung von geringem Umfang und nur ausgleichender Na- 
tur gewesen; Forderungen wie die genannten weigerte er sich dem 
Wiener Hofe auch nur mitzutheilen: nicht im entferntesten genieße 
er dort das Ansehen, das dazu gehören würde, denselben Eingang 
zu verschaffen. Den Gedanken der Säcularisation der Stifter dagegen 
nahm er mit einer Lebhaftigkeit auf, als sei es sein eigener gewesen, und 
trug ihn zunächst dem englischen Hofe por. Unmöglich, sagt er, könne 
man den Kaiser zum Frieden stimmen und von Frankreich trennen, 
ohne ihm einen Vortheil zu verschaffen; entweder müsse diesen die 
Königin gewähren, oder man müsse ein Aequivalent suchen; da das 
erste nicht geschehen könne, denn auch er denke nicht enva ihr neue 
Abtretungen zuzumuthen, so müsse man bei dem letzten stehen bleiben, 
und da sehe er keinen andern Ausweg, als auf das Mittel zurück- 
zukommen, das man beim westphälischen Frieden angewendet habe, 
die Säcularisation einiger Bisthümer und Abteien. Dadurch werde 
Niemand beleidigt, Niemand verletzt, als der hohe katholische Clerus: 
aber er denke nicht, daß man auf diesen Rücksicht zu nehmen brauche 
zu einer Zeit, wo es sich um das Wohl des Vaterlandes handle. 
Er gründete hierauf einige Tage nachher den förmlichen Vor- 
schlag, die Bisthümer Salzburg, Eichstädt, Freising, Negensburg,
	        
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