32 Zehntes Buch. Zweites Capitel.
Augsburg, ferner die Städte Augsburg, Regensburg und Ulm, mit
den baierischen Erblanden Carls VII zu vereinigen. Passau nannte
er nicht, indem er die Meinung hegte, daß dies am besten an Oester-
reich gegeben werden könne, um die Königin geneigt zu machen, ihre
schwäbischen Besitzungen an den Kaiser zu überlassen; denn schwerlich
werde dieser auf seine Anrechte an die Erbfolge Verzicht leisten, wo-
fern ihm nicht irgend ein Theil, wenn auch nur ein geringer, von
der großen Erbschaft zufalle. «
Und in England nun ward die Sache mit nichten von der Hand
gewiesen. Die Mediatisirung wollte man zwar dort nicht billigen:
nur etwa Regensburg, auf das Baiern ohnehin schon immer Anspruch
gemacht habe, könne man demselben überlassen, aber nicht protestantische
Städte, wie Augsburg und Ulm, deren commerzielle Verbindung mit
der Schweiz und mit Holland ihnen noch eine besondere Rücksicht ver-
schaffte; gegen die Säcularisationen aber hatte man nichts einzuwen-
den, wenn darüber nur ein Einverständniß mit Oesterreich getroffen
werde.
Man glaubte nicht, daß sich Oesterreich des religiösen Princips
wegen einer Säcularisation widersetzen würde. Wenigstens ist bei
einem andern Plane, der den obwaltenden Wünschen mehr entsprach
— den Kaiser gegen die Verluste, die man ihm anmuthete, im Elsaß
zu entschädigen — in Wien davon die Rede gewesen, daß er das
Bisthum Straßburg einziehen möge, wenn es ihm beliebe 7.
Verweilt man bei diesem Entwurfe einen Augenblick im All-
gemeinen, so läßt sich nicht denken, daß es bei einer Aufhebung der
zunächst bezeichneten Stifter sein Verbleiben gehabt hätte. Schon
streckte Hessen nach einigen benachbarten Abteien die Hand aus; von
Hannover sagte man, daß es Hildesheim und Osnabrück auf immer
sich anzueignen suche; anderes war für Sachsen bestimmt; man darf
wohl nicht annehmen, daß nicht auch der König von Preußen ein
oder das andere Bisthum für sich erworben hätte — wie man denn
in Berlin erzählte, daß ihm Münster angeboten sei —, wenn man
sich gleich hütete, irgend einen Wunsch anzudeuten.
Wie die Dinge in Deutschland einmal lagen, so mußte wohl
einen oder den andern Tag diese Veränderung eintreten. Der Gegen-
satz der katholisch-stiftischen und der protestantisch-territorialen Organi-
1) Robinson, 30. Jonuar 1743: The Gr. duke said that as to Ba-
varia, which was bowever no equivalent for Silesia, he would for his
Part give the elector all that could be conquered upon France, when
he might secularisc Strasbourg if he pleasell.