Erfolge der öflerreichisch-englischen Wasfen 1743. 47
betrachten werde, bevor sie Genugthuung für das Vergangene und
Sicherstellung für die Zukunft erhalten habe. Sie bezeichnete darin
die Kaiserwahl „als auf den Kurfürsten von Baiern gefallen sein
sollend“; ihre Worte zeigen überhaupt, daß sie den Kaiser nicht als
Kaiser erkannte: Alles was unter ihm geschehen, die Veränderung der
Wahlcapitulation, ja die Thätigkeit der nach Frankfurt verlegten
Reichsversammlung ward dadurch in Zweifel gesetzt; es schien, als
wolle sie gewissermaßen einen Nullitätsproceß gegen die Kurfürsten
bei den andern Reichscollegien einleiten, auf diesen Grund dem ge-
sammten bestehenden Zustande den Krieg erklären.
Das Aufsehen, das diese Schrift und das ganze Bezeigen der
Königin erregte, mußte aber um so größer sein, da der glückliche
Fortgang der Waffen ihrer Macht einen steigenden Nachdruck verlieh.
An der deutschen Seite, wo die Armee des Königs von England
bei Bieberich über den Rhein ging, und Prinz Carl am Oberrhein
mit einer zweiten erschien, kam es nicht gerade zu großen Unter-
nehmungen. Höher oben setzte der Anblick der Trenkischen Panduren
in Verwunderung, wie sie, eine Flinte über dem Nacken, das Schwert
in der Hand und ein großes Messer im Munde, über den Fluß
kamen, kleine Plünderungen vollführten, Contributionspatente aus-
streuten; tiefer unten machte Menzel von sich reden, der mit seinen
Husaren in die Ardennen drang, Klöster plünderte, Transporte auf-
fing und einmal wieder in dem herzoglichen Lothringen die Gesund-
heit seiner Königin ausbrachte. In einem offenen Schreiben kündigte
er an, daß seine Königin Frankreich in die alten Grenzen einschließen
und die deutschen Provinzen von dem Joche, unter dem sie seufzten,
befreien wolle.
Dagegen kam es in Jtalien bereits zu wesentlichen Erfolgen:
wie in den alten Zeiten des römisch-deutschen Kaiserthums bildete
sich noch einmal eine Verflechtung der italienischen und der deutschen
Politik von weitester Aussicht.
Es hat einen Augenblick gegeben, wo Oesterreich die Lombardei
beinahe aufgab. Als jene Regimenter abberufen wurden, welche das
Vordringen in Baiern möglich machten, war man darauf gefaßt, daß
sich General Traun, der in Italien befehligte, nach Tirol werde
zurückziehen müssen, und schon zufrieden, wenn er nur Mantua und
die Citadelle von Mailand behaupte 1). Man hielt für sehr möglich,
1) Aus einem Schreiben an Traun, in der österr. milit. Zeirschrift 1829,
III, 117.