Haltung Friedrich's II. 1743. 59
von der ebenfalls sogleich die Rede war, in Verbindung mit dieser
Erwerbung von Baiern, mußte ihm als ein Umsturz des ganzen ob-
waltenden Reichssystems erscheinen. Er müßte nicht er selber gewesen
sein, wenn er die Dinge noch länger so weiter hätte gehen lassen wollen.
Um sich zunächst einen Begriff davon zu bilden, was sich durch
die Mitwirkung einiger Reichsstände erreichen lasse, begab er sich selbst
im September 1743 nach Franken. Den Beziehungen der Familien und
Persönlichkeiten, durch deren geschickte Benutzung der Wiener Hof das
Reich zu regieren pflegte, trat er hiebei näher als sonst sein Sinn war.
In Baireuth traf er mit der Herzogin von Würtemberg zu-
sammen, die sich vor kurzem eine Zeit lang in Berlin aufgehalten
und ihre Söhne daselbst zurückgelassen hatte. Zwischen dem ältesten
von ihnen und der jungen Prinzessin von Bairenth war eine Ver-
lobung zu Stande gebracht worden, zur Freude der Würtemberger,
die darin einen neuen Rückhalt des bedrängten Protestantismus er-
blickten 1). Friedrich hatte seinen persönlichen Einfluß anwenden
müssen, um seine Schwester von Baireuth dieser Verbindung geneigt
zu machen; allein andere Schwierigkeiten erhob jetzt die Herzogin, eine
Dame von wandelbarer Gemüthsart, leidenschaftlich und launenhaft; sie
machte Miene, zu den Interessen des Hofes von Wien zurückzukehren.
Allem Ansehen nach, obgleich darüber keine bestimmte Nachricht
vorliegt, hatte Friedrich auch eine geheime Zusammenkunft mit dem
Bischof von Würzburg. Nur so viel findet sich, daß der König eine
solche wünschte, und der Bischof, um einen Fürsten, welcher seiner
Würde so viele persönliche Eigenschaften hinzufüge, kennen zu lernen,
sein Familienschloß Geubach dazu in Vorschlag brachte. Der Bischof,
der gern in allen Geschäften seine Hand hatte, ohne den Anschein
davon, meinte, die Würde des Kaisers müsse durch eine formelle Ver-
einbarung der vornehmsten Stände, hauptsächlich von Dresden, Han-
nover und Berlin, gewahrt werden 2). Schade nur, daß nach Allem,
was vorangegangen, an eine solche eben nicht mehr zu denken war.
1) Golter an Friedrich: Ces paurres gens (die Würtemberger) seroient
bien à plaindre si avec cette grande espérance et confiance, qdui porte
uniquement sur la protection de V. M‘ comme I’asile et le rempart de
leur liberte de conscience, ils s'en trouveroient tout à# coup frustrés,
25. März 1742. In der alten Redaction spricht Friedrich die stärkste Ver-
werfung Über die Herzogin aus.
2) So drückte er sich gegen Gotter aus, der Über die Zusammenkunft
mit ihm verhandelte. J'espère, fügt Gotter hinzu, qu'il donnera de la
satisfaction à V. M.