60 Zehntes Buch. Viertes Capitel.
Eine ähnliche Gesinnung hegte auch der Feldmarschall des Kai-
sers, Graf Seckendorf, den der König in Anspach sah und alsdann
zu seinen Truppen in der Nähe von Oettingen begleitete. Der
fränkische Kreis, sagte er, sei bisher nur durch seine Schwäche und
Vereinzelung abgehalten, sich auf die Seite des Kaisers zu schlagen;
man müsse vor allem die Verhandlung über die bewaffnete Reichs-
association in Gang bringen, wobei der König auf die Unterstützung
des Bischofs von Würzburg und den fränkischen Markgrafen rechnen
könne. Die kleinen Glocken, sagt er, wollen nicht angezogen sein, ehe
nicht das Geläute der großen erschalle!). Der König erwiderte, wenn
man mit der Absicht, die man habe, zu früh hervortrete, so werde
man nur Gelegenheit geben, daß die entgegengesetzte Macht den Kaiser
und dessen Freunde vollends unterdrücke.
Auch dem Herzog von Sachsen-Gotha, der damals über einige
Regimenter gebot, und seiner philosophischen Gemahlin machte Fried-
rich einen Besuch; aber an diesem Hofe stand man schon mit der
Republik Holland wegen Ueberlassung einer Anzahl Truppen in Ver-
handlung.
Wie sehr nun auch Friedrich durch Alles, was er sah und hörte,
überzeugt wurde, daß der österreichische Hof zahlreiche und enthusia-
stische Freunde habe, und daß sich nur schwer etwas Rechtes werde
ausrichten lassen, so hatte die Idee des Reiches doch auch noch An-
hänger: er durfte sie nicht fallen lassen.
Bald nach seiner Rückkehr überreichte ihm der kaiserliche Gesandte
den Plan einer Association oder, wie er sich ausdrückt, „einer engen
und festen Bindung, allein zur Erhalt= und Wiederherstellung der
Ruhe, Frei= und Sicherheit des Reiches; vornehmlich, um den recht-
mäßig erwählten Kaiser bei den ihm zukommenden Ehren und Be-
fugnissen zu erhalten“:). Eine gemeinschaftliche Armee sollte auf-
gestellt und ein jeder vor Schaden beschützt werden.
Friedrich fand den Entwurf wohl ausgearbeitet und gab selbst
einen und den andern guten Rath an die Hand. Vor allem, meinte
1) Qu’ils Mattendoient quc le concours de tout I’empire pour donner
leurs contingents. Anspach 16. Sept.
2) Lettre de Spon à Amelot, 26 Octbr.: Indique que le terme d'asso-
cintion était le plus convenable, que d'autres comme de neutralité et de
#scurité, lieroient les mains à S. M. Imp. „Le roi de Prusse 'ns pro-
mis que non seulement il y accéderoin, mais qdue meme il 7 disposeroit.
les princes de Baircutb, d'Anspach, le duc de Wirtemberg, meme Worz-
burg, mais il erige que S. M. Impie commence de d/assurer des coura
Palatine, de Bonne et de Dresde.“