62 Zehntes Buch. Viertes Capitel.
zeugte sich, daß im Juli Alles fertig sein werde 1). Im Oppelnschen
hatte er sich Cosel zur Befestigung ersehen, das, wenn nicht gleich im
Anfang, doch in späterer Zeit seine Wahl trefflich gerechtfertigt hat.
Ein anderes Bedürfniß war die Ergänzung der Armee nach den
Verlusten, die sie im Kriege erlitten hatte; über jede einzelne Com-
pagnie jenes in der Schlacht von Chotusitz so furchtbar mitgenommenen
anhaltischen Regimentes ward dem König Bericht erstattet. Sobald
er hiemit einigermaßen zu Stande gekommen, im Frühjahr 1743,
ordnete er eine neue Verstärkung von 18000 Mann an. Sechs Ba-
taillone wurden auf den Fuß von neuen Feldregimentern, acht andere
auf den Fuß der Garnisonregimenter eingerichtet; die Grenadiercom=
pagnien wurden um 30 Mann vermehrt; die Husarenregimenter soll-
ten ein jedes auf 1200 Mann gebracht und zwei neue errichtet
werden. ç
Nach dem Herkommen mußten die bestehenden Regimenter die
Rekruten zu den neuen liefern. Prinz Ferdinand von Braunschweig,
dem wir diese Nachrichten großentheils verdanken, schreibt seinem Bru-
der, dem Herzog, im August 1743, daß die meisten übrigen Com-
mandeurs trefflich im Zuge seien, nur ihm, der über 100 Mann zu
stellen habe, wolle es nicht recht glücken; er bittet um einige Beihülfe
aus braunschweigischen Landeskindern. ·
Indessen wurden die verschiedenen Truppentheile fleißig geübt
und ihre Fortschritte von dem König geprüft. Prinz Ferdinand, der
denselben begleitete, meldet einmal, daß er auf einer Reise vom
17. Juli bis 13. August von Küstrin bis nach Ratibor und von da
zurück nach Glogau 88 Bataillone und 153 Escadrons die Revue
passiren lassen; so stark stellte er sich in diesen Gegenden auf.
Das Geschützwesen ward weiter umgebildet. Mit großem Ver-
Snügen bemerkte der König, wenn einige neue Versuche gelangen; ein
Gießhaus ward zu Breslau eingerichtet, nach dem Muster des Ber-
liner, um das dort vorhandene Metall zu benutzen.
Die Manoeuver waren Uebungen in unmittelbarem Bezug auf
das, was man in dem letzten Kriege erlebt hatte und in dem näch-
sten zu erleben erwartete; ein sehr glänzendes unter andern im Sep-
tember 1743 bei Schöneberg, wo man die Vorsichtsmaßregeln prüfte,
die gegen die Anfälle der leichten Truppen sowohl im freien Felde
1) Pr. Ferdinand, Neiße 23. April: Hier S. M. fist 2 fois le tour des
fortications de ceite place, qui sont d'une beauté infinie et avancées
Jé n prodigieusement de facon qu'au mois de Juillet tont sera acheré.