Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Haltung Friedrich's II. 1743. 63 
als beim Einrücken in die Cantonirungsquartiere zu nehmen seien, 
und der König höchlich zufriedengestellt ward ). 
Im Winter wurden Vorlesungen über den Angriff und die Ver- 
theidigung fester Pltze gehalten, denen die Offiziere der Garnison 
von Berlin beiwohnten; im December 1743 fanden sie alle Nach- 
mittage Statt. 
Noch wies Friedrich die Aufforderungen der beobachtenden und 
ihn an sein eigenes Interesse erinnernden Politiker oder auch Mah- 
nungen hülfsbedürftiger Freunde von sich. — „Wenn die Festungen 
ßvollendet., neue Truppen geworben, die Finanzen vollkommen wieder 
in Ordnung sind, dann werde ich mich im Stande fühlen zu reden.“ 
„Der König von Preußen übereilt sich nicht; er wird wissen, wann 
er wieder hervorzutreten hat, noch ist seine Stunde nicht gekom- 
men“ 2). Wohl ließ sich abnehmen, daß er diese selber nicht mehr fern 
glaubte, aber von dem unbestimmten Vorhaben bis zum Entschluß ist 
noch immer ein großer Schritt. Diesen hervorzurufen, trugen vor 
allem andern die Streitigkeiten bei, die zwischen dem Wiener und dem 
Frankfurter Hofe täglich gehässiger entbrannten, und wir dürfen, da 
sie den Grund der Entzweiung enthalten, wohl noch einmal darauf 
zurückkommen ?). 
Von Wien aus brachte man in Erinnerung, daß die Erbfolge 
von dem Reiche feierlich garantirt und Alles, was dagegen geschehen, 
ungültig sei; in Frankfurt erwiederte man, die Garantie sei ohne 
Untersuchung der # beschlossen, nie könne eine solche einem Drit- 
ten sein Recht nehmen. 
Die Königin wiederholte, daß die Ausschließung der böhmischen 
Stimme der Grundverfassung des Reiches zuwiderlaufe. In Frank- 
furt ward geantwortet, wenn über Führung einer Stimme unter 
mehreren Interessenten Streit entstehe, so sei es das Herkommen im 
Reiche, dieselbe zu quiesciren. 
1) Schreiben an den Prinzen von Anhalt, 15. Februar 1743: „Die nenen 
Geschütze habe ich probirt und seynd vortrefflich.“ Pgl. Cabinetsordres an 
Linger, bei Schöning 1, 435. 
2) Valori, 28. Sept.: Neiss, Glatz et Cosel en élat, dit ce prince, 
mes 18000 hommes absolument levées et les arrangements des finances. 
Pris et statués dans mes états (noch war man z. B. der schlesischen Ein- 
richtung nicht ganz sicher) je serai en situation de parler. 
3) Vgl. Schreiben eines fränkischen vom Adel an Ihro Chfstl. Gnaden 
von Mainz, und besonders merkwürdig ein Promemoria Plettenbergs d. d. 
16. Aug. 1743, von Seiten des Wiener Hoses, gedruckt mit den Anmerkungen 
des kaiserlichen Hofes.
	        
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