Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

66 Zehntes Buch. Biertes Capitel. 
werden; so viel Beleidigendes sei darin enthalten, so widerwärtig sei 
die Art, wie man sie eingebracht habe 2). 
Zu wiederholten Malen entwickelte er seinem Gesandten, daß er 
trotz des Ausdrucks der Freundschaft in allen Eröffnungen des Wiener 
Hofes gegen ihn selber doch den großen Zweck desselben wahrnehme, 
den Kaiser zu zwingen, sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben, da- 
mit man von Wien aus über das Reich verfügen, das jetzige System 
umstoßen könne. In den Circularrescripten lese man bittere Anzüg- 
lichkeiten gegen die Höfe, die mit dem Wienerischen nicht einverstanden 
seien. Er könne nicht zugeben, daß die Königin noch eine andere 
Genugthuung in Anspruch nehme als die Herstellung des böhmischen 
Votums; unmöglich könne er geschehen lassen, daß sie die Wahl des 
Kaisers in Frage stelle. — In diesem Sinne sind alle seine Er- 
klärungen. 
„Ich bin“, schreibt er am 20. November, „in allen Stücken ein 
Freund der Königin; wofern sie aber etwas thut, was wieder die 
Würde des Reiches und des Kaisers ist, so wird sie mich nicht er- 
weichen, es zu dulden.“ Am 27. fügt er hinzu: er könne nicht zu- 
geben, daß ihm durch irgend einen Tractat die Hände für einen 
solchen Fall gebunden seien: am 28.: wenn etwas gegen das Reich 
unternommen werde, so müssse er das allezeit so ansehen, als ob er 
indirecter Weise selbst angegriffen worden 2). 
Der Wiener Hof beklagte sich über die lebhaften Erinnerungen, 
die ihm sowohl von Berlin als durch den preußischen Gesandten zu- 
ingen:; Friedrich erwiederte, man müsse nicht denken, als wolle er die 
Königin durch Drohungen erschrecken; man möge sich doch nur einen 
Augenblick an seine Stelle setzen: hätte man so viel Antheil an einem 
Werk, wie er an der Wahl des Kaisers, würde man dann wohl 
ruhig zusehen, daß ein solches Werk zerstört würde? Er sei wie ein 
) Que le grief roulnit sur les expressions offensantes, qui y étoient 
contenues et sur la méthode qdu'il avoit choisie pour la porter à la dic- 
tature. Bemerkenswerth ist der Brief Schmettau's an Friedrich, vom 9. Nov.: 
La protestation que I’Elr#de Mayence à fait porter furtidement à #la dic- 
tature contre toutes les rögles de T’empire est une partie du rembourse- 
ment qu'il a promis pour la dignité électorale. — Aucun membre de 
Tempire ne pent plus douter, due la protestation ne tende à annuller à 
main l’armee avec des troupes etrangères D’acte le plus authentique que 
les électeurs ont fait à la pluralité des voix. 
2) Bei einer Depesche Dohnas über die Vorstellungen am Hose schrieb 
der König die Worte hinzu: „fort bien, pour leur faire sentir vivrement 
leur attentat à la liberté germaniquc“.
	        
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