Annäherung Friedrich's an Frankreich. 93
Um so mehr aber leuchtet ein, daß mit diesen Mitteln allein
der Kaiser nicht zu behaupten, dem Fortschritt des Hauses Oesterreich
nicht Einhalt zu thun war. König Friedrich hatte sich, wie wir wissen,
entschlossen, hiezu noch einmal alle seine Kräfte anzustrengen. Die
Aussichten, die sich daran knüpften, machten noch eine dritte Unter-
handlung nothwendig.
Wenn nun einmal mit Oesterreich gebrochen werden mußte, so
erhob sich auch der schon aufgegebene Plan wieder, Böhmen für den
Kaiser zu erobern, — denn von einer Ausstaitung desselben durch
säcularisirte Bisthümer konnte nicht mehr die Rede sein, weil man
eine Vereinbarung der Stände in aller Form beabsichtigte. — damit
hing aber zusammen, daß sich in Friedrich der Wunsch erneuerte, der
schon vor dem Breslauer Frieden so lebhaft in ihm gewesen war, die
Kreise Pardubitz und Königingräz für sich selbst zu gewinnen.
Man hat ihm, und zwar in seiner nächsten Umgebung, Schuld
gegeben, daß die Absicht, diese Kreise zu erobern, um noch mehr
Truppen halten zu können, die ursprüngliche in diesem ganzen Pro-
ject gewesen sei. Und wer wüßte nicht, wie nahe ihm ein solcher
Gedanke lag? die Erwerbung hätte ihm unfehlbar dazu dienen müssen.
Daß er aber darum allein mit Oesterreich gebrochen haben würde,
läßt sich doch nimmermehr annehmen; um ein paar Kreise zu erwer-
ben, würde er nicht der Thor gewesen sein, seine ganze Lage zu ge-
fährden. Er versichert wiederholt, daß sein Sinn nur dahin gegangen
sei, den Kaiser aufrecht zu erhalten, das Reich nicht wieder in Ab-
hängigkeit von Oesterreich gerathen zu lassen. Er hat damit später
auch bei den Ungläubigen Glauben gefunden. Erst in zweiter Reihe
gesellte sich ihm die Absicht hinzu, wenn es gelinge, Böhmen für den
Kaiser zu erobern, sich alsdann jene Kreise abtreten zu lassen. Denn
er werde es sein, der die Eroberung vollziehen müsse; dazu werde
aber einc solche Anspannung aller Kräfte, so viel Geldaufwand ge-
hören, so viel Gefahr werde damit verknüpft sein, daß auch ihm da-
für eine Entschädigung zu Theil werden müsse.
Der Kaiser hatte nichts dagegen einzuwenden. Er erklärte sich
bereit, dem König, von dem der ganze Erfolg des Unternehmens ab-
ist erdichtet. Allerdings war einmal davon die Rede, doch sollte dieser nichts
enthalten, als daß man Frankreich zum Beitrikt einladen wolle. Der König
verwarf ihn am 2. April mit folgenden Worten: ich halte es besser, daß dieser
Anicul zur Zeit ganz wegbleibe, denn ich erst schen muß, was die Franzosen
vor Effecte thun, und ob sie vigoureus werden, bevor ich mich auf Articles
séparés et secrets einlasse“.