Full text: Königlich-Baierisches Regierungsblatt. 1806. (1)

— 
Unterricht in der Natur-Geschichte erwecken; 
so wie die Geographie dadurch, daß der 
Lehrer gleichsam ein Skelet der Land- 
karte, mittelst Bezeichnung des Laufes der 
vornehmsten Flüsse z. B. Baierns, und Be- 
merkung der daran liegenden merkwürdigen 
Städee und Ortschaften, an die schwarze 
Tafel mit Kreide mahlt, ungemein anziehen- 
der und für das Gedächrniß sehr erleichtert 
wird, besonders wenn der behrer seine Kin- 
der anweiset, nach genossenem Unterrichte 
dieses von ihm vorgezeichnete Skelet aus 
dem Kopfe selbst nachzumachen, und ent- 
weder auf ihre Schiefer-Tafel oder auf ein 
Blatt apier mit freyer Hand zu entwerfen. 
§ u#r 
Die Kinder zum Selbst-Erfinden 
anzuhalten, wird dem Lehrer besonders bey 
der Natur-Lehre sehr wohl zu Statten 
kommen. Ein jeder Schüler gebe einen 
Nutzen der Lufe, des Windes, des Wassers, 
des Feuers u. f. w. an; aber jeder einen 
anderen. Dieß reitzt und zwingt zum Nach- 
denken, und ist Kindern eine eben so ange- 
nehme als in vieler Hinsicht lehrreiche Be- 
schäftigung. Nur muß der Lehrer auch da- 
bey wie überall und immer der geöbteste 
Schüler seyn, und die oft unvollständigen 
oder unbestimmten Antworten der Kleinen 
sogleich ergänzen und freundlich berichtigen. 
IV. Kunst. 
S. 1. 6 
Auf die Frage, die der jugendlichen 
Wißbegierde eben so natürlich als gewöhn- 
37 — 
lich ist: Wozu braucht man das? 
muß der Lehrer beym Unterrichte über die 
Natur-Produkte sehr ost die Antwort aus 
dem Gebiethe der Kunst oder der Tech- 
nologie herhohlen. Es ist daher nicht 
nur nützlich, sondern nothwendig, diesen 
Artikel als eine Schul-Kenntniß für künf- 
tige Bürger in den neuen Lehrplan aufzu- 
nehmen, da gar viele Schüler ihr ganzes 
Leben auf diesem Gebiethe zubringen, und 
durch eine Kunstfertigkeitc oder ein 
Handwerk ihren ganzen Lebens-Unter= 
halt erwerben müssen. 
§S. 2. 
Ueberdieß liege die Technologie innerhalb 
den Gränzen der sinnlichen Anschauung, 
und ist daher ganz für die Periode des Kin- 
des= und Knabenalters geeignet. Sie giebt 
den zweckmaßigen lehrreichsten Stoff zu Ver- 
standesübungen, zu mündlichen und schrift- 
lichen Sprachübungen, u. s. w. Der Leh- 
rer benütze also diesen Gegenstand zu dem 
einen und anderen der hier angegebenen 
Zwecke. 
. 3. 
So oft der Lehrer von einer Kunst oder 
Profession, von einem Kunstprodukte oder 
von einer Waare spriche, mache er, wenig- 
stens Anfangs, bis die Kinder Lust an die- 
sem Lehrgegenstande gewinnen, wo möglich, 
eine leichte Zeichnung eines Handwerkzeu- 
ges, oder eines Kunsierzeugnisses an die 
Tafel; z. B. eine Art, eine Kehle, eine 
Scheere, eine Sense, einen Schuh, Kamm,
	        
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