Full text: Königlich-Baierisches Regierungsblatt. 1809. (4)

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Böhmen und Ungar, dem Gallizier und Tiroler einen bleibenden wesentlichen Unterschied 
festgesezt batten ?—sondern der die Schwaͤche karakterisirenden Unenrschlossenbeit seines Ka- 
biners. Was euch aber von der Oesterreichischen Regierung an Statuten noch gelas- 
sen worden war, das besteht jezt noch, und kein kleinlichter Eigendünkel bielt euere ge- 
genwärtige Regierung ab, selbst die Oesterreichischen Jivilgeseze, wie sie in den 
übrigen Tirolischen tandestheilen bestanden, in den Bezirken der ehemaligen Fürstenthü- 
mer Trient und Brixen einzuführen, und so diesen Gegenden endlich jene Organisazion zu 
geben, um deren Beendung die Wiener Hofstellen zwei Jahre bindurch umsonst ange- 
slebt worden waren. 
Wahr ist es zwar, was die Oesterreicher weiter sagen, daß die sieben Präla= 
turen des tandes unter der jezigen Regierung aufgehoben wurden; aber über die Ver- 
anlassung und den Zweck dieser Verfügung wird absichtlich geschwiegen. Nach einem 
tief angelegten und beharrlich fortgesezten Plane suchte Oesterreichs Regierung seit 
1800 die Kapitalien des Religionsfonds, der Universitct, der Schulen und der from- 
men Stiftungen aus den Händen der Privaten in den Staateschuldensond zu Wien 
zu ziehen. Diese Maaßregel war ihm bis zum Jahre 1805 so weit gelungen, daß 
sich zur Zeit der Aberetung von Tirol ein Kapital von einer Million Gulden 
auf Rechnung der erwähnten Fonde in den verschiedenen Wiener Sgtaatskassen be- 
fand. Dem Friedensschlusse von Preßburg zuwider belegte Oesterreich diese Ka- 
pitalien, deren Interessen zum Unterhalte euerer Priester, der pensionirten Mönche 
und Nonnen, euerer tehrer, euerer Armen bestimmt waren, mit einem Segquester, 
den es selbst in der Folge, ungeachtet es sich durch einen feierlichen Vertrag vom §. 
November 1807 auedrücklich dazu verbindlich gemacht baite, nicht aufhob. Diese 
tücke auszufüllen, die wohlthätigsten Stiftungen und Institute von dem Untergange zu 
retten, dem sie der österreichische Hof durch seine vertragswidrige Finanz-Operazion 
nabe gebracht hatte, eueren Seelsorgern eine ihren Bedürfnissen und der Würde 
ihres Amtes angemessene Subsistenz zu begründen, den Mönchen und Nonnen der 
unter Oesterreich aufgebobenen Klöster ibren Unterbalt zu sichern, — 
in dieser Absicht wurden die Stifter erst, wie unter Joseph II., unter Admini- 
strazion gesezt, und endlich ausgelöst; zu diesem Zwecke ward das Vermögen der- 
selben verwendet; kein Pfenning floß in den königlichen Schaz. — 
Bewohner von Südbaiern! welche Kirche ward entheiliget? we, ven wem ward Kirchen- 
zut geraub#t und verschleppxt? wo und von wem wurden Kelche absich#tlich an Juden ver- 
kauft 77 Di. Permuthung, daß dieses geschehen seyn mochte, konnte in dem österreichischen
	        
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