Full text: Königlich-Baierisches Regierungsblatt. 1809. (4)

977 
ersällen bat, bestebt darin, daß die 
Hrdoaranden an dem Unterrichte, den ste 
empfangen, durchgängig ein Beispiel ha- 
ben von dem Unterrichte, den sie in der Folge 
ertheilen sollen, und daß sie an der Art 
ibres terneus selbst die Art ihres 
künfeigen tehrens lernen. Es ist 
schwerlich darauf zu rechnen, daß semals 
die Präparanden in ihrer Mehrzahl reif ge- 
nug seyn werden, einer Theorie der Didak- 
tük oder Methodik mit der nöthigen Einsicht 
folgen, und davon eine sichere Anwendung 
in der Prarts machen zu können. Der Vor- 
trag einer solchen Theorie verursacht viel- 
mehr nur von der einen Seite Verlust der 
Zeit, die zu den unentbehrlichen Uebungen 
möglichst zu bewahren ist, und verwirrt von 
der anderen Seite sogar die Präparanden, 
anstatt sie in das Geheimniß der Unterrichts- 
Kunst einzuweihen; indem überall durch 
tbeorerbische Regeln, die nicht in ihrem gan- 
zen Grunde erfaßt werden, selbst bei einem 
sonst gesunden Verstande leicht der richtige 
natürliche Takt verloren gehr, der ohne alle 
Tbeorie sicherer das Rechte trisst. Da nun 
die Prdparanden das Geschick, die Metho- 
de durch eine Theorie zu begreisen, nicht 
leicht baben werden, auch die Unterrichtszeit 
viel zu beschränkt ist, um auf diesem Wege 
zum Ziele kommen zu können, so zeigt sich 
kein anderes sicheres Mittel, die Prdparan= 
den zu einer richtigen Behandlung der tebr- 
gegenstände, die sie in der Folge in den Volks- 
schulen zu lehren baben werden, anzulei- 
ten, als ibnen die Methode selbst unmittel- 
—. — 
·y 
bar durch die Praris beizubringen. Indem 
die lehrer des Seminars die tehrgegenstän- 
de so behandeln, wie sie auch mie den Sch- 
lern der Volksschulen zu behandeln sind, ler- 
nen die Präparanden Materie und Form des 
Unterriches zugleich, und werden, während 
sie die Gegenstände selbst kennen lernen, zar 
Nachahmung der tehrsorm durch immer- 
wäbrende Uebung gewöhnt; welches ihnen 
unstreitig eine ihrem Bedürfnisse weic anger 
messenere Nichtschnur gibe, als eine noch ## 
umfassende Sammlung von Regeln darüber 
ibnen semals zu geben vermöchte. Ven den 
tehrern des Seminars läße sch erwarten 
und selbst sodern, daß see versteben, in ihre 
Behandlung der lehrgegenstände da, wo es 
nötbig scheint, metbodische Winke einzu- 
slechten, und bie und da auf die Gründe, 
warum ein Punkt so und nicht anders zu be- 
bandeln sey, ausdrücklich aufmerksam zu 
machen; welches ebenfalls für die Präpa- 
randen unstreitig angemessener und lehrrei- 
cher ist, als das umgekehrte Verfabren des 
Vortrages einer abstrakten Theorie, wenn 
gleich mit noch so vielen Beispielen belegt. 
§. 25. Daß diese Behandlung der bebr- 
gegenstände keine andere, als die erotema- 
tische oder katechetische seyn könne, 
bedarf keines Beweises. Es wird also auch 
kaum noch nöthig seyn, besonders zu erin- 
nern, daß die Form zusammenhän- 
gender wissenschaftlicher Vortri- 
ze für den Unterricht der Schullehrer-Se- 
minarien ganz ungeeignet sey, und daß die 
Lehrer durchaus sich darnach richten müssen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.