Full text: Königlich-Baierisches Regierungsblatt. 1809. (4)

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alle Lehrgegenstaͤnde, bei denen es nicht bloß 
auf Uebung gewisser Fertigkeiten, (wobei 
überbaupt kein Vordoc- iren, sondern 
nur ein Vorweisen — der vorzuneb- 
menden Operation statt findet) sondern auf 
das Auffassen gewisser Begriffe und Bestim- 
mungen ankommt, in der abfragenden 
Form zu behandelg. 
I. 20. Daß kein besenderer Vorerag einer 
Fartecherik in den Schullehrer: Semina- 
rien statt finde, solgt aus dem obigen von 
selbst. Dagegen bieten die praktischen Ue- 
bungen des tehrers, die mit den Präparan# 
den des zweiten tebrkurses in den mit den 
„Seminarien verbundenen Musterschulen an- 
justellen sind, eine reichbaltige Gelegenbeit 
dar, welche mie aller Sorgfalt zu benuzen 
ist, die Prdparanden in die Kunst der ka- 
techetischen oder abfragenden Be- 
bandlung der tebrgegenstände ein- 
zuweiben; indem man sie bei diesen ersten 
Versuchen des Selbstlehrens entweder ganz 
einfach durch blosses Einhelfen, oder mit 
Erinnerungen und ausdruͤcklicher Bemerkung 
und Erörterung verkommender Febler, auf 
den rechten Weg leiter. Eben diese Uebun- 
gen können auch dadurch lebrreich werden, 
wenn man die Präparanden selbst zu dem 
Versuche anleitet, in diesen Probestunden die 
bemerkten Verseben auszuzeichnen, und sich 
über die Verbesserung derselben mündlich oder 
schriftlich zu erklären. 
#. 27. Die zweite Hauptforerung, in 
Ansebung der tebrform in dem Uniter- 
richte der Schullehrer: Seminarien, bestehr 
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barin, daß die tehrer unaufhörlich, als das 
Wesen ihrer ganzen Aufgabe, vor Augen 
behakten, daß es eben so wenig bei dem Un- 
terrichte der Schullehrer-Seminarien auf 
bleße Erlernung gewisser tehrgegenstände 
und Erwerbung gewisser Fertigkeiten ans- 
schliessend ankemme, als es bei dem Unter- 
richte in den Volksschulen auf diesen mate- 
rielen Zweck allein ankomme; daß rielmete 
in senen, wie in diesen lehranstakten es jeder 
Zeit als die Hauptausfgabe zu betrach- 
ten sey, das Nachdenken der te hr- 
linge zu erwecken, die Denkkrafe 
und Beobeche uagegabe derfell- 
ben zu üben, und den Geist Fu 
(freiem und vielseirigem Gebrau- 
che seiner Kräfee zu stärken. 
§. 23. Diese Aufsgabe ist nicht anders, 
als dadurch zu lösen, daß alles bloß mecha- 
nische Einlernen forgfältigst vermieden 
und unnachlässtg darauf gedrungen werde, 
alle tebrgegenstände zu einer lebendigen 
Anschauung zu bringen, die Gegen- 
stände der Ratur und der dusseren 
Betrachtung durch genaue und allseltige 
Beobachtung scharf zu unterscheiden, und 
ste nach allen ihren Verhältnissen möglickst 
vollständig zu fassen, und eben so die Ge- 
genstände des Geistes und der in- 
neren Betrachtung in klarer Borstel- 
lung zu firiren, sie in ihren Haupemerkmalen 
bestimmt zu sondern, und nach allen ibren 
Beziehungen zusamen zu fassen. Da eine 
andere Kenneniß, als die auf diese Weise 
erwerben wird nie eine lebendige,
	        
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