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Großherzogthumes mit den verfügbaren Mitteln hierzu überhaupt ausführbar
seyn würden. -
Wirbeschränkendaherdienothwendigengesundheits-polich1ichmMka
nungen auf folgende Maßnehmungen, welche
I. die Bekämpfung der Anlage zur Cholera, ,
II. die moͤglichst schleunige Versorgung der Kranken mit aͤrztlicher und son-
stiger Huͤlfe und
III. die thunlichste Absonderung und Reinigung der, von der Krankheit
Befallenen, ihrer naͤchsten Umgebung und der, mit denselben in Berührung ge-
kommenen, Sachen bezwecken.
Zu I. Es steht unbestritten fest, daß nur derjenige von einer Krankheit
befallen werden kann, welcher die Anlage dazu in sich trägt. Die Wichtigkeit al-
ler Maßnahmen, welche eine solche Anlage an ihrer Entwickelung zu hindern,
oder die bereits vorhandene zu vernichten fähig sind, leuchtet daher von selbst
ein. Bey der uns jetzt näher kommenden Krankheit darf man sich aber der
Hoffnung eines günstigen Erfolgs des hier in Rede stehenden zweckmaßigen Ver-
haltens um so sicherer hingeben, je deutlicher die bisherige Erfahrung gezeigt
hat, daß nur eine schon weit gediehene Anlage zur Cholera für dieselbe empfäng-
lich macht; daß es aber allerdings moglich ist, ihr vorzubeugen, oder sie zu
schwächen, ja sic ganz zu vernichten.
Zu diesem Zwecke befleißige man sich
1) im Allgemeinen einer mäßigen Lebensweise und vermeide Alles, was Auf-
regung der Leidenschaften und Erschöpfung der Kräfte zur Folge haben könnte;
besonders entschlage man sich aller übertriebenen Aengstlichkeit. Die Seuche ist,
nach der übereinstimmenden Aussage glaubwürdiger Augenzeugen, im Ganzen
nicht so furchtbar, wie sie dem aufgeregten Gemüthe aus der Ferne erscheint.
So starb nahmentlich in Danzig, unter solchen Personen, welche auf Reinlichkeit
bielten, gesund wohnten und gleich zu Rettungemitteln greifen konnten, von
Hundert und achtzig nur Einer. Aber auch von diesen Gestorbenen waren min-
destens wieder zwey Drittheile Opfer vermeidlicher Diät-Fehler, oder ungemesse-
ner Furchr. »
D Die Beachtung groͤßter Reinlichkeit ist besonders dringend noͤthig. Man
wasche sich häufig, doch nicht bey erhitztem Körper, mit frischem Wasser und
spüle den Mund damit ofters aus. Zunge und Zähne müssen täglich mehrmahls,
vornahmlich nach dem Essen, sorgfältig gereiniget werden. Die Leib= und Bett-
wäsche wechsele man oft. Lauwarmer Bäder kam man sich wochentlich ein oder
zwey Mahl bedienen. «