Full text: Großherzoglich Sachsen Weimar-Eisenachisches Regierungs-Blatt aufs Jahr 1831. (15)

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Während man nun die nöthigen Anordnungen zur Bereikung der nachstehend 
unter 2, 3 und 4 angegebenen Mittel trifft, bewirke man çl 
1) vor allen Dingen eine fortwährende Reizung der Haut, und 
unterhalte diese, wo möglich, so lange, bis die kalten Glieder des Kranken wie- 
der natürlich warm werden und zu schwiten beginnen. Es dient dazu ein fort- 
gesetztes Bürsten oder Reiben des ganzen Körpers, besonders aber der Glied- 
maßen und der Herzgrube mit flanellenen Tüchern, welche trocken erwärmt, oder 
mit warmen Wein, Branntwein, Essig, oder, was sich besonders wirksam ge- 
zeigt hat, mit einer Mischung aus Camphor-Spiritus und dem zehnten Theile der 
Essenz des spanischen Pfeffers zu befeuchten sind. Nachdem man diese Reibungen 
etwa eine Viertel= bis halbe Stunde lang fortgesetzt hat, lege man erwärmte 
Teller oder Säckchen, die mit heißem Sande, Kleie, oder dergleichen gefüllt 
sind, Wärmflaschen, mit heißem Wasser gefüllte (Selterser) Krüge auf die Herz- 
Frube, zu den Seiten des Leibes (neben Brust und Bauch) und auf die Hände 
und Fuße. 
Man lege ferner handgroße (zuvor etwas erwärmte) Senf-Züge, oder ge- 
riebenen Meerrettig, auf die Magengegend, die Arme und Beinc, und lasse sie 
liegen, bis sie Brennen erregen, wozu in der Regel eine Viertel= bis halbe 
Stunde erforderlich ist. « 
Bey Anwendung aller dieser Mittel ist jede Erkältung sorgfältigst zu ver- 
meiden. 
2) Hierauf setze man den Kranken, so bald als möglich, in das inzwischen 
bereitete heiße Bad von 30—32° Reaumur, dessen Wirkung man noch durch 
einen Zusatz von scharfem Essig, Kochsalz oder Seifensiederlauge, Weingeist und 
dergleichen steigern kann ). In diesem lasse man ihn eine Viertel= bis halbe 
Stunde und reibe schon während dieser Zeit den Körper anhaltend mit flanelle- 
nen Tüchern. Ein solches Bad ist, erforderlichen Falles, nach einer Stunde 
zu wiederholen und jedesmahl durch Zugießen von kochendem Wasser in hinrei- 
chender Wärme zu erhalten. 
Nah dem Bade bedecke man den, mit warmen Tüchern sorgfältig abge- 
trockneten, Kranken mit erwärmten wollenen Decken oder Betten. 
Sollte die Bereitung des Bades nicht sofort möglich seyn: so hülle man 
den entkleideten Kranken in wollene Decken, die in siedend heißes, mit scharfem 
  
*7) An Kochsalz gehören zu einem solchen Bade sechs Pfund, an Vranntwein 8 bis 10 Maß (oder 
vier bis sechs Eimer Branntwchspülicht,) an Seifensiederlange, je nach ihrer Stärke, ein halbes 
bis zwey und ein haibes Vioscel.
	        
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