171
Anweisung
zur Bereitung der Senf= und Mecerrettig-Jüge, der Salpetersäuren und Chlor-
Dämpfe und des Chiorkalk-Wassers.
Man nehme Sauerteig (in dessen Ermangelung auch bloßes Mehl) und
frisch zerquetschten schwarzen Senf zu gleichen Theilen und knete Beydes mit
scharfem Essig zu einer etwas festen, breyartigen Masse zusammen. Mit dieser
bestreicht man leinene Lappen, einen starken Messerrücken dick. Für Erwachsene
kann man dieselben bis zur Größe einer Hand, bey zarten Personen, Frauen-
zimmern und Kindern, je nach ihrem Alter, verhältnißmäßig kleiner, bis zur
Gröôße eines Kopfstücks herab anwenden.
Man kann den Senfzägen frisch geriebenen Meerrettig zusetzen und dieselben
dadurch schärfer machen, oder man legt auch auf die oben angegebenen Stellen
des Körpers frisch gericbenen Meerrettig und feuchtet denselben mit scharfem,
warmen Essig an.
Um salpetersaure Dämpfe hervorzubringen, schütte man in ein Gefäß von
Porzellan, Steingut oder Glas ein Loth pulverisirten Salpeter und gieße, unter
beständigem Umrühren mit einem Stabe von Glas oder gebrannten Thon, nach
und nach ein Loth konzentrirte Schwefelsäcure hinzu. Metalle, Holz, Stroh und
thierische Substanzen darf man mit jener Masse nicht in Berührung bringen,
weil sich sonst den Lungen nachtheilige Dämpfe entwickeln.
Will man Chlor-Dämpfe entwickeln: so schütte man zwey Loth Chlor-
Kalk und ein halbes Loth saures schwefelsaures Kali in eine Schaale, oder in
einen passenden Scherben von Glas, Porzellan, Steingut oder gut glassirten
gewöhnlichen Toôpferzeug, und feuchte diese Masse mit Wasser an, indem man
sie öfters mit einem Stabe von Glas, gebrannten Thon oder Holz umrührt.
Oder man nimmt statt des Chlor-Kalks neun Theile gepulvertes Kochsalz und acht
Theile Braunstein, die man sorgfältig untercinander reibt, bringt sie wie jene
Masse in eine ähnliche Schaale und gießt allmählig sechzehen bis achtzehen Theile
konzentrirter, vorher mit eben so viel Wasser verdünnter, Schwefelsäure unter
stetem Umrühren hinzu.