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Anlage V.
Auforderungen,
welche in Cholerazeiten an öffentliche Wasserwerke mit Sandfiltern zu stellen sind.
1. Das Filtrat jedes einzelnen Filters muß, so lange es in Thätigkeit ist, täglich ein-
mal bakteriologisch untersucht werden. Jedes Filter muß daher eine Vorrichtung haben, welche
gestatlet, daß Wasserproben unmittelbar nach dem Austritt aus dem Filter entnommen werden
können.
2. Filtrirtes Wasser, welches mehr als etwa 100 entwickelungsfähige Keime in 1 cem
enthält, darf nicht in den Reinwasser-Behälter geleitet werden. Das Filter muß daher so ein-
gerichtet sein, daß ungenügend gereinigtes Wasser entfernt werden kann, ohne sich mit dem
durch die anderen Filter gut gereinigten Wasser zu mischen.
Sämmtliche größere Wasser-Filterwerke sind auf die Ausführung der vorstehenden Forde-
rungen hin einer staatlichen Kontrole zu unterwerfen.
Anlage VI.
Anweisung zur Ausführung der Desinfektion bei Cholera.
I. Als Desinfelilionomitlel werden empfohlen:
1. Kalkmilch.
Zur Herstellung derselben wird 11 zerkleinerter reiner gebrannter Kalk, sogenannter Feit-
kalk, mit 41 Wasser gemischt, und zwar in folgender Weise:
Es wird von dem Wasser etwa ½1 in das zum Mischen bestimmte Gefäß gegossen und
dann der Kalk hineingelegt. Nachdem der Kalk das Wasser aufgesogen hat und dabei zu Pulver
zerfallen ist, wird er mit dem übrigen Wasser zu Kalkmilch verrührt.
Dieselbe ist, wenn sie nicht bald Verwendung findet, in einem gut geschlossenen Gefäße
aufzubewahren und vor dem Gebrauch umzuschütteln.
2. Chlorkalk.
Der Chlorkalk hat nur dann eine ausreichende desinfizirende Wirkung, wenn er frisch
bereitet und in wohlverschlossenen Gefäßen aufsbewahrt ist. Die gute Beschaffenheit des Chlor-
kalks ist an dem starken, dem Chlorkalk eigenthümlichen Geruch zu erkennen.
Er wird entweder unvermischt in Pulverform gebraucht, oder in Lösung. Letztere wird
dadurch erhalten, daß 2 Theile Chlorkalk mit 100 Theilen kaltem Wasser gemischt und nach
dem Absetzen der ungelösten Theile die klare Lösung abgegossen wird.
3. Lösung von Kaliseife (sog. Schmierseife oder grüne oder schwarze Seife).
3 Theile Seife werden in 100 Theilen heißem Wasser gelöst (z. B. 1 kg Seife in 171 Wasser).
4. Lösung von Karbolsäure.
a) Karbolseifenlösung. Zur Verwendung kommt die sog. „100 proz. Karbolsäure"
des Handels, welche sich in Seifenwasser vollständig löst.