Full text: Regierungs-Blatt für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach auf das Jahr 1893. (77)

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Man bereitet sich die unter Nr. 3 beschriebene Lösung von Kaliseife. In 20 Theile 
dieser noch heißen Lösung wird 1 Theil Karbolsäure unter fortwährendem Umrühren gegossen. 
Diese Lösung ist lange Zeit haltbar und wirkt schneller desinfizirend als einfache Lösung 
von Kaliseife. 
b) Karbolsäurelösung. Soll reine Karbolsäure (einmal oder wiederholt destillirte) 
verwendet werden, welche erheblich theurer, aber nicht wirksamer ist, als die sog. „100 proz. 
Karbolsäure", so ist zur Lösung das Seifenwasser nicht nöthig; es genügt dann einfaches Wasser. 
5. Dampfapparate. 
Am besten sind solche Apparate, in welchen der Dampf unter Ueberdruck (nicht unter 
½10 Atmosphäre) zur Verwendung kommt. Die Bedienung der Apparate ist, wenn irgend an- 
gängig, ausgebildeten Desinfektoren zu übertragen. 
6. Siedehitzc. 
Mehrstündiges Auskochen in Wasser, Salzwasser oder in Lauge wirkt desinfizirend. 
Die Flüssigkeit muß während dieser Zeit beständig im Sieden gehalten werden und die Gegen- 
stände vollkommen bedecken. 
Unter den aufgeführten Desinfektionsmitleln ist die Wahl nach Lage der Umstände zu 
treffen. Insbesondere wird, wenn es an der unter Nr. 4 vorgesehenen 100 proz. Karbolsäure 
mangeln sollte, auf die unter 1 bis 3 angegebenen Mittel zurückzugreisen sein. Sollten auch 
diese Mittel nicht zu beschaffen sein, so wird im Nothfall Karbolsäure mit geringerem Gehalt 
an wirksamen Stoffen, welche demgemäß in größerer Menge zu verwenden ist, oder ein anderes 
wissenschaftlich als gleichwerthig anerkanntes Mittel zu verwenden sein. 
II. Anwendung der Desinfektionsmittel. 
1. Die Ausleerungen der Cholerakranken (Erbrochenes, Stuhlgang) werden 
möglichst in Gefäßen aufgefangen und mit ungefähr gleichen Theilen Kalkmilch (1 Nr. 1) 
gründlich gemischt. Diese Mischung muß mindestens eine Stunde stehen bleiben, ehe sie als 
unschädlich beseitigt werden darf. 
Zur Desinfektion der flüssigen Abgänge kann auch Chlorkalk (1 Nr. 2) benutzt werden. 
Von demselben sind mindestens zwei gehäufte Eßlöffel voll in Pulverform auf ½1 der Ab- 
gänge hinzuzusetzen und gut damit zu mischen. Die so behandelte Flüssigkeit kann bereits nach 
20 Minuten beseitigt werden. 
Unter Umständen können die Entleerungen durch einstündiges Kochen (mit Wasser) un- 
schädlich gemacht werden; alsdann sind die Gefäße, welche mit den Entleerungen in Berührung 
waren, ebenfalls eine Stunde lang auszukochen. 
Die desinfizirten Auslecerungen können in den Abort oder in die für die sonstigen Ab- 
gänge bestimmten Ausgußstellen geschüttet oder vergraben werden. 
Schmutzwässer sind in ähnlicher Weise zu desinfiziren, und zwar ist von der Kalk- 
milch soviel zuzusetzen, daß das Gemisch rothes Lackmuspapier stark und dauernd blau färbt. 
Erst eine Stunde nach Eintritt dieser Reaktion darf das Schmutzwasser abgelassen werden.
	        
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