Full text: Regierungs-Blatt für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach auf das Jahr 1893. (77)

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Wo die Raumverhältnisse es zulassen, wird die Desinfektion in der Regel am einfachsten 
durch Zusatz von soviel Desinfektionsflüssigkeit erreicht, daß die ursprüngliche Menge des Bilge- 
wassers etwa verdoppelt ist. 
Vor Ablauf von mindestens einer Stunde darf das mit der Desinfektionsflüssigkeit ver- 
setzte Bilgewasser nicht ausgepumpt werden. 
Ein Hineinschütten von gebrauntem Kalk in den Kielraum hat keine genügend desinfi- 
zirende Wirkung. 
Eiserne Fahrzeuge, welche Bilgewasser nicht haben, bedürsen in der Regel keiner Des- 
infektion des Kielraumes. 
Anlage VII. 
Belehrung 
über das Wesen der Cholera und das während der Cholerazeit zu beobachtende Verhalten. 
1. Der Ansteckungsstoff der Cholera befindet sich in den Ausleerungen der 
Kranken, kann mit diesen auf und in andere Personen und die mannichfachsten Gegenstände 
gerathen und mit denselben verschleppt werden. 
Solche Gegenstände sind beispielsweise Wäsche, Kleider, Speisen, Wasser, Milch und 
andere Getränke; mit ihnen allen kann auch, wenn an oder in ihnen nur die geringsten, für 
die natürlichen Sinne nicht wahrnehmbaren Spuren der Ausleerungen vorhanden sind, die 
Seuche weiter verbreitet werden. 
2. Die Ausbreitung nach anderen Orten geschieht daher leicht zunächst dadurch, 
daß Cholerakranke oder kürzlich von der Cholera genesene Personen den bisherigen Aufent- 
haltsort verlassen, um vermeintlich der an ihm herrschenden Gefahr zu entgehen. Hiervor ist 
um so mehr zu warnen, als man bei dem Verlassen bereits angesteckt sein kann und man 
andrerseits durch eine geeignete Lebensweise und Befolgung der nachstehenden Vorsichtsmaß- 
regeln besser in der gewohnten Häuslichkeit, als in der Fremde und zumal auf der Reise, sich 
zu schützen vermag. 
3. Jeder, der sich nicht der Gefahr aussetzen will, daß die Krankheit in sein Haus ein- 
geschleppt wird, hüte sich, Menschen, die aus Choleraorten kommen, bei sich aufzu- 
nehmen. Schon nach dem Auftreten der ersten Cholerafälle in einem Ort sind die von daher 
kommenden Personen als solche anzusehen, welche möglicherweise den Krankheitskeim mit 
sich führen. 
4. In Cholerazeiten soll man eine möglichst geregelte Lebensweise führen. Die 
Erfahrung hat gelehrt, daß alle Störungen der Verdauung die Erkrankung an Cholera vor- 
zugsweise begünstigen. Man hüte sich deswegen vor allem, was Verdauungsstörungen hervor- 
rufen kann, wie Uebermaß von Essen und Trinken, Genuß von schwerverdaulichen Speisen. 
Ganz besonders ist alles zu meiden, was Durchfall verursacht, oder den Magen ver- 
dirbt. Tritt dennoch Durchfall ein, dann ist so früh wie möglich ärztlicher Rath einzuholen.
	        
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