Full text: Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1841. (18)

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der Hund angebunden oder eingesperrt ist, treibt ihn der Drang zum Benagen des 
Holzes, Beißen in die Kette, Belecken und Benagen des eigenen Koͤrpers, Schnap- 
pen in die Luft und dergleichen. Durch Strafe und Widerstand wird das Thier 
noch mehr aufgereitzt, und aͤußert nicht selten eine Kraft, die man ihm nicht zuge- 
traut haͤtte. 
Nach Beendigung eines solchen, zu unbestimmten Zeiten sich wiederholenden 
Anfalls, oder nachdem der Hund sich eine Zeit lang herumgetrieben und oft 
scheinbar gesund sich wieder zu Hause eingestellt hat, bleibt derselbe ruhig liegen, 
sucht dunkle Stellen, dußert wenig Lust zum Fressen oder Saufen, was 
er jedoch, besonders in den ersten Tagen der Krankheit, nicht gänzlich verschmähr, ob- 
gleich ihm das Hinabschlucken nicht selten sichtbare Beschwerde verursacht. 
∆G 3. 
Die allgemein verbreiteten Meinungen, daß weibliche und kastrirte 
Hunde die Krankheit nicht bekommen, ferner daß wüthende Hunde wasserschen 
seyen, d. h. das Wasser fliehen, und nicht davon zu schlucken vermögen, sind durch 
genaue Beobachtungen als gänzlich falsch erkannt worden; ebensowenig ist die 
Scheu vor hellem Licht oder glänzenden Dingen, wie Spiegeln u. dergl., 
ein bestimmtes Zeichen der Hundswuth. Dagegen ist eine nicht zu verkennende 
Veränderung in der Stimme eines der bestimmtesten Zeichen dieser Krank- 
beit; die Töne sind bald heiser, bald mehr kreischend, und halten die Mitte zwischen 
Bellen und Heulen. Außerdem beobachtet man an dem kranken Hunde rothe, 
glänzende Augen mit erweitertem Stern (DPupille), einen stieren Blick, 
geröthete Schleimhaut der Maulhöhle, die Zunge anfangs trocken, 
später mit schmutzigem Schleim, Speichel oder Geifer bedeckt, die Haare 
struppig oder verwirrt; der Schwanz wird nicht immer hängend 
gefunden. " 
. 4 
Während der Dauer der Krankheit pflegen kurze Anfälle von Tobsucht, 
Neigung zum Beißen und selbst zum Zerreißen lebender wie lebloser Gegenstände 
mit längeren ruhigen Zwischenrdumen abzuwechseln. Alles Futter und Ge- 
tränke wird im weiteren Verlaufe der Krankheit verschmäht, dagegen nicht selten
	        
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