Full text: Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1846. (23)

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die Erbebestellen ausdrücklich zu einer schonenden Behandlung solcher Schuldner anzuweisen, 
welche durch Mißwachs, Hagelschlag 2c. und durch Mangel an zureichenden Lebensmitteln 
überhaupt bedrängt seyen. Diese Weisung dehnte das Ministerium unter dem 28. Februar 
dahin aus, daß die Abverdienungen in den bedrängten Bezirken vorerst ausgesetzt werden 
sollen. 
3) Am 20. Februar 1846, sobald es, den Zollvereins-Bestimmungen gemäß, nach dem 
Stande der Fruchtpreise geschehen konnte, wurde (Reg. Blatt S. 89) rie zeitliche Aufhebung 
des übrigens nicht bedeutenden Eingangszolles von ausländischem Getreide (171 kr. vom 
württembergischen Scheffel) verkündigt. Diese Erleichterung wurde am 17. April 1846 
(Reg. Blatt S. 206) auch auf ausländische Hülsenfrüchte ausgedehnt. 
Da die wiederholten Bemühungen, in welchen sich die königl. Reglerung mit mehreren 
anderen Regierungen von Zollvereins-Staaten für den gleichmäßigen temporären Erlaß des 
Eingangszolls vom Mehle vereinigt hatie, zu dem gewünschten Erfolge nicht geführt; so 
erlaubten Eure Königliche Majestät auf das erste Gesuch, das der Stadtrath von 
Stuttgart um Rückvergütung des beträchtlichen Eingangszolles (3 fl. 30 kr. vom Zollcentner) 
aus der diesseitigen Staatskasse, von einem auf sein Veranstalten eingeführten Quantum von 
2080 Centnern ausländischen Mehles gestellt hatte, am 9. Juni 1846 die Willfahr nicht 
nur dieser Bitte, sondern auch anderer gleicher Gesuche. Für das Bekanntwerden dieser Ge- 
neigtheit wurde auf geeigneten Wegen Sorge getragen und dieselbe ist, außer Stuttgart, 
von den Städten Eßlingen und Calw für 300 und 170 Centner benützt worden. 
Uebrigens darf von einem erneuerten Antrage, den ich des Mehlzolls wegen, mit böch- 
ster Ermächtigung, vor einigen Monaten ouf der Zollconferenz in Berlin habe stellen lassen, 
ein besserer Erfolg gehofft werden. 
4) Wie verschieden die Ansichten sind, die sich über sogenannten Kornwucher, über die 
Getreide-Theurung u. s. w., so wie über die zuläßigsten und dienlichsten Wege des Entge- 
genwirkens von gar manchen Seiten, mit mehr oder weniger Reife und umsichtiger Erwä- 
gung, vernehmen ließen; in dem einen Punkte trafen, wenn ich nicht irre, alle Meinungen 
zusammen, daß eines der wirksamsten Mittel zu Erleichterung der Bedrängniß der arbeiten- 
den Klassen in der so viel möglich vermehrten Gelegenheit für Beschäftigung ihres aus- 
dauernden und musterhaften Fleißes, und ebendamit zum Verdienste, zu finden sey. Meine 
Ueberzeugung von dem vollen Wertbe dieses Mittels trieb mich an, auf vie auch in anderen 
Beziehungen wichtige und wünschenswerthe größere Ausdehnung und rasche Förderung der
	        
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