Object: Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1899. (76)

14 Das Dentsche Reih und seine einzelnen Glieder. (Januar 21.) 
und dergl. — Resolution auf Beschränkung des Packetverkehrs an 
Sonntagen. 
Staatssekr. Dr. v. Stephan: Im Jahre vor der Begründung des 
Deutschen Reiches, also 1870, hatten wir 4520 Postanstalten, gegenwärtig 
beläuft sich die Anzahl derselben auf 28263; es hat sich also ihre Zahl 
mehr als versechsfacht. Noch größer ist die Vermehrung gewesen bei den 
Telegraphenanstalten. Wir besaßen im Jahre 1870 1078 Telegraphen- 
anstalten und gegenwärtig 17 800. (Bravol) Es sind also die Telegraphen- 
anstalten um das Siebenzehnfache vermehrt worden. Die Unfallmeldestellen, 
welche dem platten Lande bei Feuersbrünsten, ungewöhnlichen Krankheiten 
u. s. w. große Dienste leisten, existierten damals noch gar nicht, wir haben 
anfangs 1880 angefangen und ihre Anzahl beläuft sich gegenwärtig auf 
8441, welche täglich fünfzigmal benutzt werden. Die Ausdehnung der 
Telegraphenleitungen, welche im Jahre 1870 81000 Kilometer betrug, be- 
läuft sich gegenwärtig auf 600 000 Kilometer, und die Anzahl der Tele- 
graphenapparate, welche damals 2530 war, ist gegenwärtig 138000, wobei 
allerdings die vielen Fernsprechapparate des inzwischen eingeführten Tele- 
phonwesens in Betracht kommen. Meine Herren, in keinem Lande Europas 
ist die Ausbreitung der Postanstalten und Telegraphenanstalten in demselben 
Maße vorgeschritten, wie in Deutschland; auch in England nicht, was weit 
hinter uns zurücksteht... Wie ich die Ehre hatte, Ihnen zu sagen, besaßen 
wir im Jahre 1870 etwa 4000 Postanstalten. Damit war für alle Städte, 
selbst für die allerkleinsten, dorfartigen, deren es in Polen z. B. mit 7= bis 
800 Einwohnern giebt, gesorgt, auch für die großen Dörfer. Aber das flache 
Land ließ doch sehr viele Verkehrsanstalten vermissen, und es find die 
23000 Postämter, die seit der Zeit eingerichtet worden sind, vorzugsweise 
vorgeschoben worden in das platte Land, um dessen Bedürfnisse zu be- 
friedigen. Wir fanden damals auf dem platten Lande 8300 Landbrief- 
träger vor; heutzutage beträgt die Zahl der Landbriefträger im Deutschen 
Reich über 28000. Meine Herren, diese 28000 Landbriefträger machen 
täglich einen Kreislauf von 560000 Kilometern, das ist 14 mal der Um- 
fang der Erde.. Wir haben bereits Fernsprechanstalten an 434 Orten; 
Sie können denken, daß da schon ganz kleine Städte mit einbegriffen sind. 
Wir haben an interurbanen Verbindungen, also zwischen den einzelnen 
Städten, schon 550. Berlin allein hat 25 430 Fernsprechabonnenten; im 
ganzen Reich beläuft sich die Anzahl auf 110000. Gegenwärtig kann von 
Berlin mit 250 Orten direkt gesprochen werden, von Memel bis nach Mül- 
hausen im Elsaß. Es finden in Berlin täglich fast eine halbe Million 
Gespräche statt.. Hamburg hat bereits 10 780 Fernsprechstellen, Dresden 
4300, Breslau, Magdeburg, Frankfurt a. M., Köln zwischen 1000 und 
4000. Es werden tagtäglich eine sehr große Masse von Gesprächen im 
Deutschen Reich geführt; ich glaube, es sind 1⅛ Millionen. Außerdem 
sind Linien zum Gespräch auf lange Entfernungen eingerichtet worden. 
Wir haben Berlin und Wien in Verbindung gesetzt. Bekanntlich wird 
die österreichische Verwaltung mit gewohntem Entgegenkommen eine zweite 
Leitung bis an die Grenze bauen. Wir haben die entsprechende Leitung 
auf unserem Gebiete bereits fertig, so daß auch die Zwischenstationen 
Dresden, Prag und die rückliegenden Stationen Hamburg und Triest ebenso 
Pest in die Linie werden eingeschaltet werden, und man wird im nächsten 
Sommer von der Nordsee bis zum Adriatischen Meer, von Hamburg bis 
Triest sprechen können. Ebenso ist bereits fertig und seit Oktober im Be- 
triebe die Linie mit Kopenhagen; es sprechen Hamburg und Berlin mit 
Kopenhagen durch die beiden Belte hindurch, und der Dienst geht durchaus
	        
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