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Die Schätzer fassen ihre Beschlüsse durch Stimmenmehrheit. Wenn bei der Schätzung
eine die Hälfte der Stimmenzahl übersteigende Mehrheit für eine und dieselbe Summe sich
nicht ergibt, so gilt diejenige Summe als Schätzung der Mehrheit, in welcher, von der höch-
sten Schätzung stufenweise auf die niedrigere zurückgeschritten, zuerst die Mehrheit der.
Schätzer zusammentriftt.
Art. 6.
Bei Gütern, welche in einem Trägerei-Verbande stehen, ist es jedem einzelnen Theilha-
ber an der Gemeinschaft gestattet, das auf sein Gut rechtsgültig repartirte Gefäll für sich
allein und unabhängig von den übrigen Theilbesitzern des Trägereiguts abzulösen.
Art. 7.
Zur Anmeldung aller aus dem Lehen= und Grundberrlichkeits-Verbande entspringenden
bäuerlichen Abgaben und Leistungen, mit Einschluß der Zehenten, und der auf diesen Rech-
ten ruhenden Gegenleistungen und Lasten, so wie zu Geltendmachung von Rückersatz-An-
sprüchen der Pflichtigen gegen die Berechtigten, sei es daß diese aus jenem oder aus einem
andern, wie aus dem vogteilichen oder schutzberrlichen Verbande hergeleitet werden, sollen
unmittelbar nach der Verkündigung der Ablösungs-Gesetze die Berechtigten und die Plichti-
gen unter dem Rechtsnachtheil aufgefordert werden, daß nach Ablauf von achtzehen Monaten
— vom Tage des Aufrufs an — weder Ersatzansprüche, noch die genannten Rechte und
Leistungen weiter geltend gemacht werden können, so weit solche nicht in den Güter- oder
Unterpfandsbüchern oder in den bei den Gerichten verwahrten, die Stelle dieser Bücher ver-
tretenden Urkunden vorgetragen sind.
Eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand ist ausgeschlossen.
Art. 8.
Das Oberamt ist befugt und verpflichtet, den Gefällberechtigten und Gefällpflichtigen
Behufs der Vornahme eines Vergleichs-Versuches zu Vorlegung aller derjenigen Urkunden
anzuhalten, die über das abzulösende Gefäll und die auf demselben ruhenden Lasten Auf-
schluß geben können.
Sollte der Vergleich mißlingen und werden die Betheiligten an das Gericht gewiesen,
so steht diesem vie gleiche Befugniß zu.
Sollte sich der Streit auf die Urkunden-Edition beschränken, so hat das Geriche hierü-
ber summarisch zu verhandeln und sofort zu entscheiden. Gegen die Entscheidung findet nur
eine Berufung innerhalb einer Frist von dreißig Tagen statt.