Full text: Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1872. (49)

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7. Verlauf der Kuhpocken. 
Am zweiten oder dritten Tage nach der Impfung beginnen die Kuhpocken sich zu 
bilden, nehmen von Tag zu Tag an Größe zu, fangen am siebenten bis achten Tage an 
sich mit einem rothen Hofe zu umgeben, bis sie am neunten Tage unter Anschwellung des 
unterliegenden Zellgewebes und eiteriger Trübung ihres Inhalts zur vollen Ausbildung 
gelangen. Um diese Zeit verursachen sie zugleich eine allgemeine Erkrankung des Impf— 
lings, die, außer dem örtlichen Schmerz und der häufig auftretenden Anschwellung der 
Achseldrüsen, durch Abwechslung von Frost und Hitze, schnellen Puls, vermehrten Durst 
und unruhigen Schlaf sich äußerl; der Impfling sieht in dieser Zeit meist blaß aus. 
Die Fiebererscheinungen zeigen bei verschiedenen Kindern eine verschiedene Stärke; 
je zahlreicher die Pocken, desto bedeutender ist im Durchschnitt die allgemeine Erkrankung; 
auch ist die Reaktion in der Regel stärker bei älteren Kindern als bei jüngeren. Das Un- 
wohlseyn dauert aber selten länger als zwei oder drei Tage. Gleichzeitig mit der Höhe 
des Entzündungsstadiums der Kuhpocken erscheint nicht selten ein allgemeiner, über den 
Körper mehr oder weniger verbreiteter Ausschlag in röthelartigen Flecken, Knötchen 
oder kleinen Bläschen. Nach dem zehnten Tage verschwindet Geschwulst und Röthe und 
die Pocke vertrocknet rasch zu einer dicken, fest aussitzenden braunen Borke, welche zwischen 
der zweiten und vierten Woche abfällt. Die Kuhpocken hinterlassen deutliche, je nach der 
Art der Impfung (durch Stich oder Schnitt) mehr runde oder längliche, leicht vertiefte, 
weiße, punktirte Narben, die mit der Zeit wohl elwas breiter und flacher werden, aber 
mit seltenen Ausnahmen das ganze Leben bemerkbar bleiben. 
Wenn die Pusteln bei einem Kinde eine abnorme Beschaffenheit, insbesondere einen 
beschleunigten Verlauf oder unvollkommene Entwicklung zeigen und ebenso wo im Gau- 
zen nur eine, wenn auch vollkommene Pustel sich entwickelt, da ist der Erfolg der Im- 
pfung als ein unvollständiger zu betrachten und dic wenigsteus einmalige Wiederholung 
der Impfung rathsam. 
Von sonstigen Abweichungen vom regelmäßigen Verlauf der Vaccine verdient ins- 
besondere die, weiter verbreitete, von den Pusteln ausgehende Rothlaufentzündung der 
Haut, in den höheren Graden eine schwerere Erkrankung bedingend, alle Beachtung. 
8. Pflege des Impflings. 
Den Inmpfling soll man über die ganze Zeit des Verlaufes der Vaccine wärmer
	        
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