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7. Verlauf der Kuhpocken.
Am zweiten oder dritten Tage nach der Impfung beginnen die Kuhpocken sich zu
bilden, nehmen von Tag zu Tag an Größe zu, fangen am siebenten bis achten Tage an
sich mit einem rothen Hofe zu umgeben, bis sie am neunten Tage unter Anschwellung des
unterliegenden Zellgewebes und eiteriger Trübung ihres Inhalts zur vollen Ausbildung
gelangen. Um diese Zeit verursachen sie zugleich eine allgemeine Erkrankung des Impf—
lings, die, außer dem örtlichen Schmerz und der häufig auftretenden Anschwellung der
Achseldrüsen, durch Abwechslung von Frost und Hitze, schnellen Puls, vermehrten Durst
und unruhigen Schlaf sich äußerl; der Impfling sieht in dieser Zeit meist blaß aus.
Die Fiebererscheinungen zeigen bei verschiedenen Kindern eine verschiedene Stärke;
je zahlreicher die Pocken, desto bedeutender ist im Durchschnitt die allgemeine Erkrankung;
auch ist die Reaktion in der Regel stärker bei älteren Kindern als bei jüngeren. Das Un-
wohlseyn dauert aber selten länger als zwei oder drei Tage. Gleichzeitig mit der Höhe
des Entzündungsstadiums der Kuhpocken erscheint nicht selten ein allgemeiner, über den
Körper mehr oder weniger verbreiteter Ausschlag in röthelartigen Flecken, Knötchen
oder kleinen Bläschen. Nach dem zehnten Tage verschwindet Geschwulst und Röthe und
die Pocke vertrocknet rasch zu einer dicken, fest aussitzenden braunen Borke, welche zwischen
der zweiten und vierten Woche abfällt. Die Kuhpocken hinterlassen deutliche, je nach der
Art der Impfung (durch Stich oder Schnitt) mehr runde oder längliche, leicht vertiefte,
weiße, punktirte Narben, die mit der Zeit wohl elwas breiter und flacher werden, aber
mit seltenen Ausnahmen das ganze Leben bemerkbar bleiben.
Wenn die Pusteln bei einem Kinde eine abnorme Beschaffenheit, insbesondere einen
beschleunigten Verlauf oder unvollkommene Entwicklung zeigen und ebenso wo im Gau-
zen nur eine, wenn auch vollkommene Pustel sich entwickelt, da ist der Erfolg der Im-
pfung als ein unvollständiger zu betrachten und dic wenigsteus einmalige Wiederholung
der Impfung rathsam.
Von sonstigen Abweichungen vom regelmäßigen Verlauf der Vaccine verdient ins-
besondere die, weiter verbreitete, von den Pusteln ausgehende Rothlaufentzündung der
Haut, in den höheren Graden eine schwerere Erkrankung bedingend, alle Beachtung.
8. Pflege des Impflings.
Den Inmpfling soll man über die ganze Zeit des Verlaufes der Vaccine wärmer