Object: Europäischer Geschichtskalender. Zwanzigster Jahrgang. 1879. (20)

38 Dos beuilsche Reich und seine rinzeluen Glieder. (Jan. 10—15.) 
der Staalsrechlslehrer Hermann. Mohl, v. Rönne. Schulze, Bluntschli und 
v. Vahr; die Vestimmungen der Versasjungsentwürse von Franljurt und 
Ersun!) den Fall Plimjoll aus der Situng des englischen Parlaments vom 
22. Iuli 189 und endlich die Verhandlungen über die tn des 
Earl of# Leitrim in der Sipung des Unterhauses vom 12. 1878. 
Der Entwurf stößt sofort und allgemein in der öftenuneen Meinung 
auf die schwersten Bedenken. Zunächst allerdings scheint derselbe gegen Aus- 
schreitungen der sozialdemocratischen Reichstagsmitglieder gerichtet zu sein, 
da diese durch das Sozialistengesetz leineswegs auch im Reichstag unschäödlich 
gemacht urch.n sind und man in Regierungskreisen befürchtet, daß die 
Sozialdemocratie die Tribüne des Reichstags als den letzten Zufluchtsort, 
von dem aus sie ihre Angrisse auf den Staat und die Gesellschaft in das 
ganze Volk schleudern kann, betrachten und benützen werde. 
10.—15. Januar. (Preußen.) Abg.-Haus: Verathung des 
Culiusbudgets: Schon die erste Rede Windthorst's hebt jeden Zweifel, 
daß der Culturkampf in der alten Weise forkgeführt werden soll. 
Windthorst bezeichnet die Rede Falk's vom 11. v. M. als ein Hin- 
derniß des Friedens, während der Minister, eigentlich überflüssiger- 
weise, betont, daß seine damaligen Erklärungen nicht nur ihn per- 
sönlich, sondern die Staatsregierung selbst binden. Bei dem Ctat- 
capitel „Oberkirchenrath“ bringt Lipke die Berufung der HH. Baur 
und Kögel zur Sprache. Redner meint: es würde zur Beruhigung 
dienen, wenn erklärt würde, daß durch jene Verufung eine veränderte 
Richtung im Oberkirchenrath nicht Platz greife. Eine Erklärung des 
Ministers erfolgt jedoch aus gulten Gründen nicht. Bei der Position 
„Elementarunterrichtswesen“ ergreist der Cullusminister Falk die 
Gelegenheit, in einer großen Rede den Vorwurf zurück zu weifsen, 
daß seine Verwaltung die Erziehung in der Volksschule, namentlich 
die Grundlage der Erziehung, die Religion, vernachlässige: 
„Wenn ich meiner Pflicht, mich über die Vorwürfe auszusprechen die 
meiner Amtsführung vom religiösen Standpunkt aus gemacht werden 
jeyt nachkomme, so schließe ich die Fragen der paritätischen Schule, d 
E Schulinspection und der Leitung des eligionsunterrichts hoal 
aus, weil sie bei den zahlreich vorliegenden Pelilionen ex professo zu be- 
hanbeln sein werden, und ich heute nur auf den Vorwurf eingehen will, daß 
meine Verwaltung die Erziehung in der Volksschule, insbesondere die Grund= 
lage derselben, die religiöse Erziehung, vernachlässigt, und ich die eingetre- 
tenen oder noch zu erwartenden Folgen davon zu vertreten habe. # Be- 
zug auf diesen Vorwurf hat das Cenlrum hier und in der Presse an 4 an 
Evangelischen Verbündete gefunden. Ich erinnere an gewisse evangelische 
Kirchenzeitungen, an den so oft citirten „Neichsboten,“ der den 1 perren vom 
Centrum als Antorilät dient. Zwar ist man bäusig so gut zu sagen: man 
raue mir zu, daß ich das nicht gewollt habe. Ein schlech un Trost, nicht 
viel besser als das Vertrauen, das Hr. Windhorst meiner Person gewährt, 
aber meinem „Generalstabe“ verweigert. Habe ich doch die verehrten Männer 
an meine Selie berufen, weil ich sie als tüchtig und als Hülfsarbeiter in 
meinem Sinne kannte, deren Rath ich höre, ohne an ihn gebunden zu sein, 
 
	        
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