Full text: Reichs-Gesetzblatt. 1904. (38)

2. Karbolsäurelösung. 1 Gewichtsteil verflüssigte Karbolsäure (Acidum 
carbolicum liquelactum) wird mit 30 Gewichtsteilen Wasser gemischt. 
b. Cblorkalk. 
Der Chlorkalk hat nur dann eine ausreichende desinfizierende Wirkung, 
wenn er frisch bereitet und in wohlverschlossenen Gefäßen aufbewahrt ist; er muß 
stark nach Chlor riechen. Er wird in Mischung von 1:50 Gewichtsteilen Wasser 
verwendet. 
c. Kalk, und zwar: 
1. Kalkmilch. Zur Herstellung wird 1 Liter zerkleinerter reiner gebrannter 
Kalk, sogenannter Fettkalk, mit 4 Liter Wasser gemischt, und zwar in folgender 
Weise: 
Es wird von dem Wasser etwa ¾ Liter in das zum Mischen bestimmte 
Gefäß gegossen und dann der Kalk hineingelegt. Nachdem der Kalk das Wasser 
aufgesogen hat und dabei zu Pulver zerfallen ist, wird er mit dem übrigen 
Wasser zu Kalkmilch verrührt. 
2. Kalkbrühe, welche durch Verdünnung von 1 Teile Kalkmilch mit 9 Teilen 
Wasser frisch bereitet wird. « 
d. Kaliseife. 
3 Gewichtsteile Kaliseife (sogenannte Schmierseife oder grüne Seife oder 
schwarze Seife) werden in 100 Gewichtsteilen siedend heißem Wasser gelöst zum 
Beispiel ½ Kilogramm Seife in 17 Liter Wasser). 
Diese Lösung ist heiß zu verwenden. 
e. Formaldehpd. 
Der Formaldehyd ist ein stark riechendes, auf die Schleimhäute der Luft- 
wege, der Nase, der Augen reizend wirkendes Gas, das aus einer im Handel 
vorkommenden, etwa 35 prozentigen wässerigen Lösung des Formaldehyds (Formal- 
dehydum solutum des Arzneibuchs) durch Kochen oder Jerstäubung mit Wasser- 
dampf oder Erhitzen sich entwickeln läßt. Die Formaldehydlösung ist bis zur 
Benutzung gut verschlossen und vor Licht geschützt aufzubewahren. 
Der Formaldehyd in Gasform ist für die Desinfektion geschlossener oder 
allseitig gut abschließbarer Räume verwendbar und eignet sich zur Vernichtung 
von Krankheitskeimen, die an freiliegenden Flächen oberflächlich oder doch nur 
in geringer Tiefe haften. Zum Zustandekommen der desinfizierenden Wirkung 
sind erforderlich: 
vorgängiger allseitig dichter Abschluß des zu desinfizierenden Raumes 
durch Verklebung, Verkittung aller Undichtigkeiten der Fenster 
und Türen, der Ventilationsöffnungen und dergleichen; 
Entwickelung von Formaldehyd in einem Mengenverhältnisse von 
wenigstens 5 Gramm auf je 1 Kubikmeter Luftraum,
	        
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