Full text: Reichs-Gesetzblatt. 1912. (46)

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    Der negative mikroskopische Befund in gefärbten Ausstrichpräparaten schließt 
nicht aus, daß das Material, aus dem die Ausstrichpräparate angefertigt wurden, 
trotzdem Tuberkelbazillen enthält. Ein sicheres Ergebnis liefert nur die Verimpfung 
des Materials an Tiere. Deshalb ist die Entscheidung stets vom Ergebnis des Tier- 
versuchs abhängig zu machen, wenn der mikroskopische Befund in den gefärbten Aus- 
strichpräparaten negativ ist, desgleichen, wenn der mikroskopische Befund irgendeinen 
Zweifel läßt, ob etwa in den Präparaten vorhandene tuberkelbazillenähnliche Stäbchen 
Tuberkelbazillen sind oder nicht .
  
                            b. Verimpfung von Material auf Versuchstiere. 
                    Lungenauswurf und Ausflußmaterial aus der Gebärmutter können 
unmittelbar, ohne weitere Vorbereitung, zur Verimpfung auf Versuchstiere (Meer- 
schweinchen) verwendet werden. Es empfiehlt sich, falls wenig Material zur Ver- 
fügung steht, dieses mit sterilisierter physiologischer Kochsalzlösung so zu verdünnen, 
daß auf jedes Versuchstier mindestens 2 ccm Impfmaterial entfallen. 
Milch ist vor der Verimpfung auszuschleudern, und zwar sind für je ein Ver- 
suchstier mindestens 20 ccm Milch zu verwenden, die in einer Zentrifuge mit etwa 
3 000 Umdrehungen in der Minute mindestens ¼ Stunde, in einer Zentrifuge mit 
etwa 1 500 Umdrehungen in der Minute mindestens ½ Stunde lang auszuschleudern 
sind. Der hierbei sich abscheidende Rahm und Bodensatz sind nach Abgießen der 
Magermilch zu mischen und als Impfmaterial zu verwenden. Stehen zur Impfung 
für ein Meerschweinchen 80 ccm Milch oder mehr zur Verfügung, so kann von der 
Verimpfung der Rahmschicht Abstand genommen werden. 
Kot ist vor der Verimpfung zur Abtötung von Begleitbakterien, die Meer- 
schweinchen rasch töten können, mit Antiformin zu behandeln. Etwa 30 g des zu 
untersuchenden Kotes werden mit 15 ccm Antiformin und 55 ccm destilliertem Wasser 
vermischt, die Mischung wird 2 bis 3 Stunden stehen gelassen und während dieser 
Zeit öfters umgeschüttelt. Nach 2 bis 3 stündigem Stehen wird die Mischung 
1/4 (1/2) Stunde lang zentrifugiert und sodann die hierbei in den Zentrifugenröhrchen 
von dem Bodensatze sich abscheidende Flüssigkeit abgegossen. Ist dies geschehen, so 
wird der Bodensatz mit 10 ccm destilliertem Wasser aufgeschwemmt, durch sterilisierte 
(ausgekochte) Gaze oder grobe Leinwand geseiht und je die Hälfte der durchgeseihten 
Flüssigkeit an Meerschweinchen verimpft. 
   Die vorgängige Behandlung mit Antiformin kann auch bei Lungenauswurf 
und Ausflußmaterial aus der Gebärmutter angewandt werden, wenn sich zeigen sollte, 
daß nach Verimpfung dieses Materials häufiger vorzeitige Todesfälle bei den Impf- 
tieren eintreten. Bei Lungenauswurf und Ausflußmaterial aus der Gebärmutter ist 
jedoch das Antiformin in etwa 5 prozentiger Mischung zu verwenden. 
  Zu jedem Tierversuche sind mindestens 2 Meerschweinchen zu verwenden. Die 
Verimpfung des Impfmaterials hat in der Regel in die Muskulatur der inneren 
und hinteren Fläche eines Hinterschenkels zu erfolgen. 
  Die geimpften Meerschweinchen können zum Iwecke der Feststellung des Impfer- 
gebnisses getötet werden, sobald die der Impfstelle benachbarten Lymphknoten als harte,
	        
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