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Gerichtes einen Papst mit der goldblitzenden Tiara kopfüber
in die Hölle stürzen und unter den am Portal Wache
haltenden klugen und thörichten Jungfrauen tragen die
letzteren Kardinalshüte, Bischofsmützen und Priesterkäppchen.
Die Kirche von Doberan in Mecklenburg zeigt eine Mühle,
in welcher die kirchlichen Dogmen verarbeitet werden. In
Straßburg sah man eine Prozession aller möglichen Tiere
mit brennenden Kerzen und einen Esel, welcher Messe las,
in Brandenburg einen Fuchs, der einer Heerde Gänse
predigte u. s. w.
Die Aufklärung ist die Feindin des Kirchentums; denn
mit ihr ist kein Vorrecht eines besondern Standes oder Be—
rufs verträglich. Indem daher die Steinmetzen der Auf—
klärung huldigten, untergruben sie selbst die Anstalten, denen
sie das Leben zu verdanken hatten und arbeiteten ihrer Auf—
lösung entgegen. Diese begann im 15. Jahrhundert, als
„die gotische Baukunst und die Bauthätigkeit überhaupt
zurückging“ (L. Keller). Wo es keine Bauhütte gab, mußten
die Bauleute in irgend eine Zunft eintreten, und viele
Bauhütten wurden selbst zu gewöhnlichen Zünften. Andere
Steinmetzen mußten aus Mangel an Bauten ein anderes
Gewerbe ergreifen. So wurden sie vielfach Formschneider,
aus welcher Beschäftigung damals die Typendruckerei her-
vorging, mit der Zeit also auch Buchdrucker, und ihre
Brüderschaft wurde zu einer solchen der Formschneider,
Buchdrucker, Bildschnitzer und Maler (welche Kunstzweige
schon vorher zu den Bauhütten gehört hatten). Vielfach
waren sie an der sehr alten, durch Jahrhunderte fortlaufenden
Bewegung beteiligt, welche die Reformation vorbereiten half
und schon damals die „evangelische“ hieß, und waren
namentlich in Verbreitung der gegen die übeln Zustände in
der Kirche eifernden Schriften thätig. Ihr Führer war
Johann von Staupitz, und als dieser mit Luther zerfiel,
sagten sich auch die Baubrüderschaften von Letzterm los und
Kenne am Rhyn, Freimaurer 2