II. Die Entstehung des Freimaurerbundes.
ie Reformation und die mit ihr verknüpften
Ereignisse hatten die Menschen vielfach
zum Denken angeregt. Die Unduldsam-
keit jedoch, welche die Machthaber und
Mitglieder beider Konfessionen an den
Taglegten, indem sie ihre Gegner ver-
leumdeten und verfolgten, stieß alle wahrhaft human Ge-
sinnten so sehr ab, daß sich insgeheim eine Richtung aus-
bildete, welche das Heil weder im Katholizismus, noch im
Protestantismus suchte, sondern in einem brüderlichen Ver-
halten aller Menschen ohne Unterschied des Glaubens. Auch
in England war man der konsessionellen Kämpfe satt, der
Verfolgung der Protestanten unter der „blutigen Maria,-"
wie jener der Katholiken unter der eisernen Elisabeth, und
sehnte sich nach Toleranz. Die Grundsätze der letztern
schöpfte man vorzüglich aus der wiederauflebenden Litteratur
und Kunst, welche so tiefgreifenden Einfluß ausübten, daß,
wie früher die romanische, so nun auch die gotische Bau-
kunst, als Ausdruck eines bestimmten konfessionellen Strebens,
ihren Anhang verlor und die der alten griechischen und
römischen nachgeahmte, sogen. augustische Bauart, oder die
„Renaissance,“ die Gemüter der Kunstverständigen eroberte.