Die Gemeinden. (8. 65.) 335
scheiterte im Abgeordnetenhause an untergeordneten Meinungsverschiedenheiten. Das
geltende Recht ist:
1. für die östlichen Provinzen der Monarchie die Städteordnung v. 30. Mai 1853
(G. S., S. 261), dazu für Berlin L. V. G., §§. 41—47, für die Stadtkreise Kreis-
ordnung, §§. 4, 5, 169, 170, L. V. G., §. 37 ff., für Neuvorpommern und Rügen
gilt die besondere Städteordnung v. 31. Mai 1853 (G. S., S. 291);
2. für die Rheinprovinz Städteordnung v. 15. Mai 1856 (G. S., S. 406,,
dazu Novelle v. 20. Mai 1896 (G. S., S. 99), für die Stadtkreise rheinische Kreis-
ordnung, §§. 4, 89;
3. für Westfalen Städteordnung v. 19. März 1856 (G. S., S. 237), dazu
Novelle v. 20. Mai 1896 (G. S., S. 99), für die Stadtkreise westfälische Kreis-
ordnung, §§. 4, 89;
4. für Hannover Städteordnung v. 24. Juni 1858 (hann. G. S., S. 141), für
die Stadtkreise hannöversche Kreisordnung, §§. 4, 101;
5. für Hessen-Nassau Städteordnung v. 4. Aug. 1897 (G. S., S. 254), für die
Stadtkreise hessen-nassauische Kreisordnung, §§. 4, 102;
6. für Schleswig-Holstein Städteordnung v. 14. April 1869 (G. S., S. 589,,
für die Stadtkreise schleswig-holsteinische Kreisordnung, 8§. 4, 132;
7. für Hohenzollern gilt die einheitliche Gemeindeordnung v. 2. Juli 1900 (G. S.,
S. 189) für die beiden Stadtgemeinden Sigmaringen und Hechingen und die Landgemeinden.
B. Die Landgemeinden zerfallen nach der ostelbischen Entwicklung auch heute noch
in Landgemeinden i. e. S. und in selbständige Gutsbezirke; diese Gliederung
bildet auch für das geltende Recht der Landgemeindeordnung v. 3. Juli 1891 (G. S.,
S. 233) für die sieben östlichen Provinzen die Grundlage; Novelle zur L. G. O. v.
20. Mai 1902 (G. S., S. 143). ·
In den übrigen Provinzen ist der selbständige Gutsbezirk von sehr viel geringerer,
in Rheinland und Westfalen von minimaler Bedeutung; als besonderes verwaltungsrecht-
liches Gebilde ist er aber grundsätzlich überall anerkannt, ausgenommen im Reg.-Bez. Wiesbaden
gemäß Landgem.-O. f. Hessen-Nassan v. 4. Aug. 1897 (G. S., S. 301), §F. 2, Ziff. 8.
Die nichtöstlichen Provinzen haben ihre besonderen Gemeindeordnungen, nämlich West-
falen die Landgemeindeordnung v. 19. März 1856 (G. S., S. 265), Rheinprovinz Ge-
meindeordnung v. 23. Juli 1845 (G. S., S. 253) nebst Novelle v. 15. Mai 1856 (G. S.,
S. 435), Schleswig-Holstein Landgemeindeordnung v. 4. Juli 1892 (G. S., S. 155.,
Hessen-Nassau Landgemeindeordnung v. 4. Aug. 1897 (G. S., S. 301), Hannover Gesetz
v. 28. April 1859 (hann. G. S., S. 393), Hohenzollern s. oben A., Ziff. 7.
C. Ein besonderes, in neuerer Zeit sehr bedeutsam gewordenes verwaltungsrecht-
liches Gebilde des Gemeinderechtes bildet die rheinisch-westfälische Samtgemeinde,
die Bürgermeisterei des rheinischen, das Amt des westfälischen Gemeinderechtes. Es
handelt sich hierbei um die Zusammenfassung mehrerer Gemeinden zum Verwaltungsbezirk
einer Gemeinde, eine Organisation, die in den genannten Provinzen den Schwerpunkt
des kommunalen Lebens mehr und mehr in die Samtgemeinde verlegt hat, deren verhältnismäßig
untergeordnetes Hilfsorgan die Einzelgemeinde bleibt. Auch die übrigen preußischen Ge-
meindeordnungen enthalten gesetzliche Vorschriften der angegebenen Art; zu wirklicher Be-
dentunga ber ist die Samtgemeinde hier nirgends gelangt; näheres s. unten: Ortsverwaltung.
D. Über die verwaltungsrechtliche Stellung von Kreis und Provinz als Ge-
meinde, die in der ganzen Monarchie durch die Kreis= und Provinzialordnungen durch-
geführt ist, K. Schön, Kommunalverbände S. 361 ff., 430 ff.
II. Über die territoriale Grundlage der Gemeinde, den Gemeindebezirk, be-
stimmen die geltenden Gemeindegesetze folgendes:
1 Vgl. Schön, Recht der Kommunalverbände, : Vgl. zum Folgenden Schön, Kommunal-
S. 39f.; Stenogr. Ber. des Abg. H. 1876, Anl. verbände, S. 78 f.: S. 162 ff.
Bd., S. 637 ff., S. 650 fi.