Die Staatsbehörden. (S. 77.)
7. bestimmte wichtigere Geschäfte in Lehnssachen!, wogegen Thronlehnsangelegen-
heiten“ zum gemeinschaftlichen Ressort des Justizministers und des Ministers des Innern
gehören.
B. In folgenden Angelegenheiten ist der Justizminister Beschwerde-(Rekurs- Instanz:
1. in den zur Zuständigkeit der Oberlandesgerichte gehörigen Familienfideikommiß-
und Lehnssachen?;
2. in den nicht-streitigen Angelegenheiten der Standesherren und der Familienmit-
glieder derselben, insoweit für diese Angelegenheiten der privilegierte Gerichtsstand noch
besteht“;
3. in Stiftungssachen, insoweit die Verwaltung und Beaufsichtigung der Stiftung
einem Oberlandesgerichte übertragen ist s;
4. für die Entscheidungen der Oberlandesgerichte rücksichtlich der als Gerichtskosten
zu erhebenden Stempelbeträge";
5. für die Festsetzung von Stempelstrafen gegen Beamte einer Justizbehörde, soweit
für dieselbe der Präsident des Landgerichtes in erster Instanz zuständig ist.7
III. Auch außerhalb des Gebietes der eigentlichen Justizverwaltung stehen dem
Justizminister gewisse Befugnisse zu.
1. Ihm gebührt in Gemeinschaft mit dem Minister für Landwirtschaft, Domänen
und Forsten die Aufsicht über die Geschäftsführung und das Personal des Oberlandes-
kulturgerichtes.?
2. Er hat die Mitwirkung bei Standessachen, deren Bearbeitung dem Ministerium
des Königlichen Hauses übertragen ist, in Fällen, welche, wie Adoptionen und Legitimationen,
zugleich Justizsachen sind.?
3. Der Justizminister bildete, in Gemeinschaft mit dem Kriegsminister, das Mili-
tärjustizdepartement 10, welches durch das Patent v. 23. Okt. 17981 errichtet worden
war. Die Militärjustizverwaltung ist jetzt ganz aus dem Rahmen des Justizministeriums
ausgeschieden und hat eine einheitliche Gestaltung für das gesamte Reichsheer durch die
Militärstrafgerichtsordnung v. 1. Dez. 1898 (G. B., S. 1189) gefunden. Das General-
auditoriat, das seit 1800 (Kab. O. v. 4. Nov.) in der bisherigen Verfassung bestand,
wurde aufgehoben. Die Militärjustizverwaltung für das Reichsmilitärgericht und die
Militäranwaltschaft wird vom Präsidenten des ersteren, die übrige Militärjustizverwaltung
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vom Kriegsministerium geführt (Mil. St. G. O., §. 111).
An Stelle der Auditeure
traten die Kriegsgerichts= und Oberkriegsgerichtsräte (Mil. St. G. O., § 13, Abs. 3,
§. 49 ff., §. 69 ff. Einführungsgesetz zur Mil. St. G. O.,
§. 20).
(G. S. 1878, S. 236). A. G. z. B. G. B.,
Art. 1, 2.
1 Verordnung v. 27. Okt. 1810, S. 8 und
18, und Verordnung v. 7. Sept. 1811 in Er-
genung zur allgemeinen Gerichtsordnung, 5. Ausg.,
09 ff. — In betreff des landesherrlichen
behnewesens in den im Jahre 1866 neu er-
worbenen Landesteilen vgl. den Allerhöchsten Er-
laß v. 11. April 1868 (G. S. 1368, S. 399).
: Allerhöchster Erlaß v. 3. Okt. 1848 (G. S.
1848, S. 269). — Ugl. oben S S. 375.
Kab. O. v. 6. Sept. 1815, Verordnung
v. 2. Jan. 1849, §. 25, Nr. 4 (G. S. 1849,
S. 9, G. v. 5. März 1855 (G. S. 1855.
S. 175), Verordnung v. 26. Juni 1867, F. 25,
IV (G. S. 1867, S. 1079) und Verordnung
v. 26. Juni 1867, §. 14, IV. (G. S. 1867,
S. 1089). Vgl. noch Art. 16—18 des A.. G.
z. Grundbuchordnung.
“ 6. 4 der Verordnung v. 12. Nov. 1855 (G.
S. 1855, S. 686.
5 Kab. O. v. 6. Sept. 1815, Verordnun
2. Jan. 1849, §. 25, Nr. 4; §. 35 (G. S. 1849,
S. 1 ff.). Vgl. auch Art. 1 ff. d. preuß. A. G.
zum B. G. B.
s 8. 7 des Ausführungsgesetzes zur deutschen
Gerichtsorganisation v. 10. März 1879, S. 1457.
Dies gilt auch bezüglich der nach dem G. v.
22. Juni 1875, Art. 2 (G. S. 1875, S. 235 in den
Hohenzollernschen Landen zu erhebenden Abgaben.
*' F. 28 des G. v. 9. April 1879, betr. die
Abänderung= von Cestimmungen der Disziplinar-
gesetze (G. S. 1879, S. 345).
6 Lererhnung v. 2. Nov. 1844, §. 8 vG.
S. 1845, S. 21).
Allerhöchster Erlaß v. 16. Aug. 1854 (C.
S. 1854,. S. 516). Vgl. oben S. 374, N. 11.
10 Vgl. über dasselbe Starke, Beiträge zur
Kenntnis der bestehenden Gerichtsverfassung.
Teil I, §s. 122, S. 334 ff.
11 Mylius. N. C. C., Tom. X, pag. 1781,
Nr. 81, Rabe, Sammlung, Bd. V. S. 231.