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2. 1756. Lobositz. Friedrich erhielt von diesem geheimen Bündnis Kunde. 1756
Ehe sich die Feinde dessen versahen, stand er mit seiner Armee in Sachsen, nahm
Dresden ein, und umzingelte die sächsische Armee in der Nähe von Pirna. Der
sächsische Kurfürst und sein Minister Brühl flohen zuerst nach dem Königstein und
dann nach Polen, Sachsen seinem Schicksal überlassend. Zur Befreiung der sächsischen
Armee rückten die Osterreicher heran; aber Friedrich zog ihnen entgegen und schlug
sie bei Lobositz in Böhmen. Bald darauf mußte das sächsische Heer, das unter
übermenschlichen Anstrengungen auf das rechte Elbufer gegangen war, auf der
Ebenheit am Lilienstein die Waffen strecken, denn es hatte keine Lebensmittel mehr.
Sachsen erhielt nun eine preußische Verwaltung. Alle Landeseinnahmen mußten
an diese abgeführt werden. Dresden wurde in den folgenden Jahren der Haupt-
stützpunkt Friedrichs, und das Sachsenland bildete zum großen Teile den Kriegs-
schauplatz.
Friedrich wußte, daß ihm noch schwere Kämpfe bevorstanden. In einer ge-
heimen Weisung an seinen Minister heißt es:
„Sollte ich getötet werden, so sollen die Staatsangelegenheiten ohne die geringste
Anderung und ohne daß man es merke, daß sie in anderen Händen seien, ihren Gang fort-
gehen. Wenn ich das Unglück haben sollte, in Gefangenschaft zu geraten, so verbiete ich,
daß man irgend welche Rücksicht auf meine Person nehme oder sich im geringsten an das
kehre, was ich aus der Gefangenschaft schreiben könnte. Wenn mir ein solches Unglück
begegnet, so will ich mich für den Staat opfern, und man soll alsdann meinem Bruder
Gehorsam leisten.“
3. 1757. a) Prag. Im nächsten Frühjahre rückte Friedrich in Böhmen ein. 1757
Bei Prag standen die Osterreicher auf einem Berge. Die Preußen konnten nur
langsam auf dem sumpfigen Boden vorrücken, und viele wurden von den feind-
lichen Kugeln niedergestreckt. Schon gerieten die Reihen ins Schwanken. Da
sprengte der greise Feldmarschall Schwerin selbst heran, riß einem Fähnrich die
Fahne aus der Hand und stürmte seinen Kriegern vorauf. Bald aber sank er, von
fünf Kartätschenkugeln durchbohrt, zur Erde. Endlich wurden die Höhen genommen
und die Feinde in die Stadt getrieben. Über den Tod des Generals Schwerin war
der König sehr betrübt.
b) Kolin. Jetzt begann Friedrich die Belagerung der Stadt Prag. Da 1757
kam ein österreichisches Heer unter Daun heran. Friedrich zog ihm entgegen, und
am 18. Juni (1757) kam es bei Kolin zur Schlacht, in der er aber fast die Hälfte
seiner Armee verlor. Diese Niederlage machte auf den König einen tiefen Eindruck.
In einem Dorfe, wo die Pferde getränkt wurden, trat ein alter Kriegsmann an ihn
heran, reichte ihm in seinem Hute einen kühlen Trank und sprach: „Trinken Ew.
Majestät und lassen Sie Bataille Bataille sein! Es ist nur gut, daß Sie noch leben;
unser Herrgott gibt uns schon einen Sieg wieder.“ Am Abend fanden ihn die
Offiziere auf einer Brunnenröhre sitzend, den Blick starr auf den Boden geheftet
und mit einem Stocke Figuren in den Sand zeichnend. Als der Rest seiner Garde
vorbeimarschierte, brach er in Tränen aus und sagte: „Kinder, ihr habt heute einen
schweren Tag gehabt, aber habt nur Geduld, ich werde alles wieder gut machen.“
(Ged.: Der Schmied von Solingen, von Simrock.)
c) Roßbach. Jetzt wandte sich Friedrich gegen die Franzosen, die mit den
Reichstruppen in Thüringen standen. Auf diesem Zuge gelang dem schneidigen
General Seydlitz ein gewagtes Reiterstückchen.
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