Friedrich der Große nach ber Schlacht bei Kolin.
„Die Generalität der Franzosen mit ihrem Heerführer Soubise an der Spitze und 8000
Mann hatten Gotha zu ihrem Ruheorte ausersehen, um sich von den Kriegsanstrengungen
etwas zu erholen. Auf dem herzoglichen Schlosse hatte man gewaltige Zubereitungen gemacht.
Es war eben Mittagszeit. Die Tafeln waren gedeckt, und die Franzosen zeigten den besten
Appetit, als der preußische General Seydlitz mit 1500 Reitern vor den Toren der Stadt er-
schien. Die 8000 Franzosen dachten an keinen Widerstand. Sie ließen die rauchenden Schüsseln
stehen und eilten aus der Stadt. Nur wenige Soldaten von den Franzosen wurden zu Ge-
fangenen gemacht, aber desto mehr Kammerdiener, Köche, Haarkünstler, Komödianten usw.
Die Reisegerätschaften vieler Generale fielen den Preußen in die Hände, worunter man ganze
Kisten von wohlriechenden Wassern und Pomaden, desgleichen eine Menge Pudermäntel,
Haarbeutel, Sonnenschirme, Schlafröcke und Papageien fand. Seidlitz überließ den Husaren
diese Beute. Den Troß aber schickte er ohne Lösegeld zurück.“ (v. Archenholtz.)
Am 5. November kam es bei Roßbach zur Schlacht. Die Franzosen, drei-
mal so stark als Friedrichs Heer, suchten dieses zu umzingeln. Sie wollten den König
wie in einem Sack fangen. Mit Musik zogen sie heran, und schon wurden Sieges-
boten nach Paris gesandt. Der König beobachtete den Feind vom Dache des
Schlosses aus, tat aber, als merke er nichts von der Gefahr. Doch in der Stille
wurde alles zum Angriff vorbereitet. Um Mittag setzte er sich mit seinen Gene-
ralen zu Tisch. Plötzlich, um 2 Uhr, gab er Befehl zum Angriff. Im Nu waren
die Zelte und Feldkessel verschwunden, und die Soldaten standen in Reih und
Glied. Der kühne General Seydlitz warf zum Zeichen des beginnenden
Kampfes seine Pfeife in die Luft, und mit dem Rufe „Vorwärts!“ sprengte er
mit seinen Reiterscharen unter die verdutzten Franzosen. Auf der anderen Seite