— 103 — 1
an sich nahm. Friedrich erhielt Westpreußen. Bei einer späteren Teilung kam
auch noch Posen an Preußen.
2. Friedrichs Sorge für das gewonnene Reich. Das durch diese Teilung
gewonnene Stück Land hatte für Friedrich insofern eine große Bedeutung, als es
die Lücke zwischen Brandenburg, Pommern und Ostpreußen schloß. Wie ein Vater
nahm er sich des verkommenen Landes an. Seine besten Beamten schickte er in die
Wildnis. Es wurden Schulen errichtet und deutsche Handwerker in dem neuen Lande
beschäftigt. Gleich im ersten Jahre nach der Besitznahme wurde der Bromberger
Kanal gegraben, wodurch die Handelstätigkeit des Landes sehr gehoben wurde.
Die Leibeigenschaft der Bauern hob der König auf. Auch zog er deutsche Ansiedler
herbei, so daß an Stelle der polnischen Wirtschaft bald deutscher Fleiß und deutsches
Wesen die Oberherrschaft gewannen.
e) Friedrich als Landesvater.
1. Heilung der Kriegswunden. Der Siebenjährige Krieg hatte große Opfer
an Geld und Menschen gefordert. Dazu waren, namentlich in Schlesien, die Fluren
vielfach verwüstet und die Dörfer niedergebrannt worden. Gleich nach Beendigung
des Krieges ließ daher der König den verarmten Bauern die Häuser aufbauen, auch
gab er ihnen Vieh und Saatkorn zur Bestellung des Ackers. Dazu berteilte er reich-
lich Geld an die Bewohner. Vielen erließ er auch auf einige Jahre die Steuern.
2. Hebung des Ackerbaues. Sodann richtete der König sein Augenmerk auf
den Landbau. Auf seinen Domänen führte er die Kartoffel ein. Als 1745 eine
Hungersnot ausbrach, schenkte er einzelnen Ortschaften ganze Wagen voll Kartoffeln
zum Anbau; aber die Bauern hatten kein Zutrauen zu dem neuen Gewächs, und erst
nach und nach wurde der Kartoffelbau allgemeiner. In wüste und sumpfige Ge-
genden zog Friedrich Kolonisten aus Holland herbei, die z. B. die Sümpfe an der
Oder, Warthe und Netze austrockneten und in blühende Felder und Wiesen ver-
wandelten.
3. Handel und Verkehr. Sehr viel tat der König auch zur Hebung des Handels
und Gewerbes. Alles, was in Preußen verbraucht wurde, sollte auch
in Preußen angefertigt werden. Fremde Waren unterlagen einer hohen
Steuer. Alle Luxusgegenstände wurden ebenfalls hoch besteuert. Kaffee und
Tabak verkaufte allein der Staat. Die Zollbeamten durften wegen all dieser Sachen
Haussuchung abhalten. Das trug das Volk unwillig, um so mehr, als an der Spitze
der Zollbehörde ein Franzose stand. Aber der König hielt Kaffee und Tabak für
überflüssig und wollte davon nichts wissen, weil dadurch das Geld aus dem Lande
geführt werde. Das Kanalnetz vergrößerte er durch den Bromberger, den
Plaueschen und den Finowkanal.
4. Verwaltung, Recht, Heer. Friedrich kümmerte sich um alle Einzelheiten
der Verwaltung. Von seinen Beamten verlangte er unbedingten Gehorsam
und größten Fleiß. Die hohen Staatsämter und Offizierstellen besetzte er nur
mit Adeligen, weil er diesen das größte Ehrgefühl zutraute. Bürgerliche durften
keine Rittergüter erwerben, Adelige nicht Handel und Gewerbe treiben. Der Bauer
sollte den Acker bearbeiten. So blieben Adelige, Bürger und Bauern streng ge-
schieden. — Vor dem Gesetze aber gab es kein Ansehen der Person. Mit Vorliebe
vertrat der König das Recht des armen Mannes. Einmal glaubte er, die Richter