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b) Nahrung und Kleidung. Zur Nahrung dienten den Hunnen Wurzeln
(Rüben), allerlei kleines Getier und rohes Fleisch. Das Fleisch legten sie statt eines
Sattels auf ihre Pferde und ritten es so mürbe. Ihre Kleidung bestand aus einer
Hose von Bockshaut und einem Kittel, der aus Mausefellen zusammengenäht war.
Tag und Nacht trugen sie dasselbe Kleid so lange, bis es ihnen in Fetzen vom Leibe
fiel. Den Kopf bedeckte eine Kugelmütze aus Rattenfell, und die Füße steckten in
großen, unförmlichen Schuhen, so daß der Gang schwer und unbeholfen war.
c) Umherschweifendes Leben. Ohne Hof und Herd, ohne festen Sitz
schweiften die Hunnen in Wald und Gebirge umher. Die Männer saßen Tag und
Nacht auf ihren kleinen Pferden; hier aßen und tranken, kauften und verkauften
sie. Ihre Frauen und Kinder führten sie in großen Ochsenwagen mit sich. Eine
Heimat hatte der Hunne nicht; er wußte nicht, wo er geboren war, woher er stammte.
Er kannte keinen Gott und keine Religion; wie das unvernünftige Tier folgte er
seinen sinnlichen Trieben, und an Raub und Mord, Brand und Plünderung hatte
er seine Lust.
2. Attila. Die Hunnen zerfielen ursprünglich in verschiedene Stämme. Diese
vereinigte der Hunnenkönig Attila (Väterchen) oder Etzel zu einem gewaltigen
Reiche. In einem großen Dorfe zwischen Theiß und Donau hielt er sein Hoflager.
Sein Palast war ganz aus Holz erbaut und mit vielen Hallen umgeben. Mit einer
halben Million Krieger zog er um die Mitte des 5. Jahrhunderts weiter nach Westen;
bis an den Ozean wollte er sein Reich ausdehnen. Seine wilden Scharen kannten
kein Erbarmen. Weder Mann noch Weib, weder Greis noch Kind blieb von ihnen
verschont. Die Saatfelder wurden zertreten, Gold= und Silbersachen fortgeschleppt,
Städte und Dörfer in Aschenhaufen verwandelt. So kam er durch das heutige
Osterreich und Bayern, setzte über den Rhein, zerstörte Worms, Straßburg,
Metz und drang bis an die Loire v#r. Furcht und Schrecken ging vor ihm her,
so daß er vom Volke als „Gottesgeißel“, wie er sich auch selbst nannte, angesehen
wurde.
3. Kampfesweise. Keilförmig geordnet und mit wildem Geheul stürzten
sich die Scharen Attilas auf den Feind. Aus der Ferne warfen sie ihm ihre Spieße,
deren Spitzen aus scharfen Knochen gefertigt waren, entgegen; im Handgemenge
suchten sie ihm mit dem kurzen Säbel den Kopf zu spalten. Auch führten sie stets
eine Schlinge mit sich, die sie während des Kampfes dem Feinde über den Kopf
warfen, um ihn damit niederzureißen und so mit sich fortzuschleppen.
4. Niederlage bei Chalons. In Frankreich stellte sich den Hunnen ein ge-
waltiges Heer entgegen; es war aus Römern, Burgundern, Westgoten und Franken
zusammengesetzt. An einem Herbsttage 451 kam es auf den Katalaunischen 481
Feldern zur Schlacht. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend dauerte der
Kampf. Unter den zahllosen Leichen, die das Schlachtfeld bedeckten, befand sich
auch der tapfere König der Westgoten.
Die Schlacht war so heiß und blutig gewesen, daß ein Bach, der über das Gefilde rann,
vom Blute rot gefärbt war. Trotzbem aber suchten die todwunden Streiter ihren Durst aus
dem Bache zu löschen. Mit einbrechender Nacht zog sich Attila zurück. Die ganze Nacht klang
die Totenklage schauerlich zu den Siegern herüber. Um diesen nicht lebendig in die Hände
zu fallen, ließ sich Attila aus Pferdesätteln und hölzernen Schilden einen Scheiterhaufen er-
richten, auf dem er sich bei einem etwaigen neuen Angriffe verbrennen lassen wollte. Die
Sieger aber ließen ihn unangefochten nach Ungarn zurückkehren.