Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

777 
800 
1 — 20 — 
Zur Ausbreitung der christlichen Lehre legte Karl in Sachsen zahlreiche Bischofs- 
sitze an: Münster, Minden, Osnabrück, Hildesheim, Halberstadt, Bremen usw. 
8. Zug nach Spanien. Im Jahre 777 veranstaltete Karl einen Reichstag zu 
Paderborn. Zu diesem lud er alle unterworfenen Fürsten und Edeln ein und suchte 
sie durch Freundlichkeit und Milde zu gewinnen. Hier erschien vor ihm eine merk- 
würdige Gesandtschaft aus Spanien, mit langen Kaftanen und bunt geschmückten 
Turbanen bekleidet. Es waren Mauren, von ihren unterdrückten Fürsten gesandt, 
um den mächtigen König der Franken zu Hilfe zu rufen. Karl zog nach Spanien 
und gründete dort zwischen den Pyrenäen und dem Ebro die spanische Mark, 
die fortan einen Teil seines Reiches ausmachte. Als Karl auf dem Rückwege war, 
wurde die Nachhut seines Heeres in einer Schlucht der Pyrenäen überfallen und 
vollständig vernichtet. Unter den gefallenen Helden befand sich auch der aus der 
Sage wohlbekannte Roland. 
9. Krieg gegen die Bayern und Avaren. Der Herzog Tassilo von Bayern 
hatte sein Land von den Franken zu Lehen erhalten. Er strebte aber nach der Königs- 
würde und suchte sich mit Gewalt von der fränkischen Herrschaft zu befreien. Zwei- 
mal besiegte ihn Karl und verzieh ihm seine Untreue. Als der Herzog dennoch wieder 
einen Aufstand versuchte und sogar die räuberischen Avaren von der unteren Donau 
zu seiner Unterstützung herbeirief, da wurde der Aufrührer vom Reichstage zum 
Tode verurteilt, von Karl aber zu lebenslänglichem Gefängnis begnadigt. Dann 
zog Karl selbst mit einem Heere gegen die Avaren, eroberte nach sieben Feldzügen 
ihr Land bis zur Theiß, gründete hier die östliche Mark und legte so den ersten 
Keim zum österreichischen Staate. 
10. Ausdehnung des Reiches. Durch fortwährende Kriege vergrößerte Karl 
sein Land nach Süden, Osten und Norden hin. Bei seinem Tode umfaßte es das 
heutige Frankreich, Spanien bis zum Ebro, den größten Teil Italiens sowie Deutsch- 
land bis zur Elbe und Eider hin. 
11. Kaiserkrönung. Der Papst Leo III. war bei einer feierlichen Prozession 
vom Volke auf der Straße arg mißhandelt und dann in einen Kerker geworfen 
worden. Er entkam aber und ging nach Paderborn, um hier Karl persönlich um 
Hilfe anzurufen. Karl zog mit seiner Macht nach Rom und hielt Gericht über die 
Schuldigen. Am Weihnachtsfeste 800 erschien er in der Peterskirche, wohnte 
hier dem Gottesdienste bei und kniete nach der Messe vor dem Altar. Da nahte 
sich ihm der Papst mit der höchsten Geistlichkeit, setzte ihm die goldene Krone aufs 
Haupt und salbte ihn zum Kaiser und weltlichen Oberherrn der gesamten katholischen 
Christenheit. So ging das weströmische Kaisertum auf die Franken über. Karl 
war oberster Schirmherr der Kirche, dem sich der Papst und die gesamte Geistlichkeit 
willig unterordneten. 
12. Berwaltung. Karl war nicht nur ein gewaltiger Eroberer, sondern 
auch ein ganz vorzüglicher Verwalter und Gesetzgeber seines Landes. 
Die alten Stammesherzogtümer, die Herde der Widerspenstigkeit, löste er auf, wie 
3. B. Bayern, das er (wie vorher Sachsen) in Gaue einteilte und so einzelnen Grafen 
zur Verwaltung übergab. In den alten Landesteilen bestand diese Einrichtung der 
Gaugrafschaften noch aus der Zeit der merowingischen Könige her. Die Grafen 
mußten Gaugerichte abhalten (nach Karls Befehl jährlich dreimal), die königlichen 
Hofgüter beaufsichtigen und den Heerbann im Kriege anführen. Um nun diese
	        
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