Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

1 — 24 — 
4. Einfall der Ungarn. Im fünften Jahre seiner Regierung fielen die 
Ungarn in Deutschland ein. Auf kleinen gepauzerten gd kamen sie in Scharen 
herbei. In der Schlacht ergriffen sie zum Schein Pdie Flucht, um die Gegner, die zu 
Fuß kämpften, aus ihrer Ordnung herauszulocken. Plötzlich kehrten sie um und 
schossen aus weiter Entfernung die Feinde, die nur auf den Nahekampf eingerichtet 
waren, mit ihren kräftigen Bogen nieder. Sie hausten schrecklich im-Lande. Was 
ihnen an Beute gefiel, nahmen sie mit. Sie erschlugen die Männer, banden die 
Frauen mit ihren langen Haaren zusammen und trieben sie fort. Die Gehöfte blieben 
als Brandstätten zurück. Heinrich war gerade krank und hatte nicht den Mut, sich 
diesen wilden Scharen entgegenzustellen. Sachsen war auch in einer besonders 
schlimmen Lage. Während z. B. am Rhein und an der Donau seit der Römerzeit 
Städte vorhanden waren, fehlten sie in Sachsen gänzlich. Hier lebten die Leute 
in bäuerlichen Verhältnissen über das ganze Land zerstreut. Die Fußtruppen der 
Sachsen waren gegen die Reiterscharen der Ungarn gar nicht zu verwenden. Eines 
Tages glückte es Heinrichs Leuten, einen vornehmen Häuptling zu fangen. Den 
hab der König nicht eher los, bis ihm die Ungarn gegen einen jährlichen Tribut einen 
Waffenstillstand auf neun Jahre bewilligten. 
5. Heinrich schafft Zufluchtsstätten. Während des Waffenstillstandes ließ 
Heinrich in Sachsen Burgen anlegen, wie Quedliuburg und Nordhausen, und 
vorhandene Bischofssitze, Pfalzen und Klöster mit Mauern und Wällen umgeben, 
5. B. Z##la und Merjeburg. Diese befestigten Plätze aber erschienen den an Freiheit 
gewöhnten Deutschen wie. Gräher- und-sie-hatten keine Zust, darin zu wohnen. Da 
befahl Heinrich zu losen. Von je neun Mann mußte einer in die Burg ziehen. Die 
anderen acht aber mußten den Acker bestellen und den dritten Teil der Ernte in die 
festen Plätze bringen. Dies geschah deshalb, damit das Landvolk, wenn es zur Kriegs- 
zeit in den festen Plätzen Schutz suchte, hier auch auf längere Zeit Lebensmittel 
vorfände. Die Leute in der Burg erhielten den Namen „Bürger“. Der König 
verlieh ihnen manche Vorrechte, schenkte ihnen Ländereien und Forsten und ver- 
legte Messen und Märkte in die Burgen. 
6. Heer. Sodann benutzte Heinrich die Zeit des Waffenstillstandes zur Aus- 
bildung seines Heeres. Zunächst wurde der Heerbann erneuert; aber das genügte 
nicht. Um den Ungarn erfolgreich entgegentreten zu können, mußte Heinrich eine 
tüchtige Reiterei haben. Darum verordnete er, daß seine Vasallen mit ihren Dienst- 
leuten von Zeit zu Zeit zu Pferde erschienen; dann wurden Kampfübungen in Reih 
und Glied angestellt. Gewöhnlich bildete Heinrich zwei Parteien, die gegeneinander 
fochten. Jede Partei hatte ein gemeinschaftliches Abzeichen und eine gemeinsame 
Kasse, aus der die Gefangenen wieder eingelöst wurden. „Seitdem verlor der Kriegs- 
dienst zu Fuß allen Glanz und alle Ehre, aus dem Volksheere wurde ein Ritterheer, 
und aus den Kampfübungen der Reiter gingen allmählich die Turniere oder Ritter- 
spiele hervor.“ 
7. Der Kampf gegen die Wenden. Um seine Reiter noch besser einzuüben, 
bekämpfte Heinrich die Wenden, die oft die östliche Grenze des Sachsenlandes 
beunruhigten. Als Heinrich 927 mit seinem Heere über die Elbe ging, zogen sich 
die Wenden eiligst in ihre Hauptstadt Brennabor (Brandenburg) zurück, wohin 
ihnen die Sachsen wegen der vielen Sümpfe nicht folgen konnten. Schon 
triumphierten die Wenden. Plötzlich trat jedoch Frost ein, und Heinrichs Scharen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.