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91. Obstbaumpflege und Obltverwertung.
1. Jeder Obstbaum bedarf, wenn er tragfähig erhalten werden soll, auf-
merksamer Pflege. Dahin gehört zunächst, daß fleißig Jagd auf die Raupen-
nester gemacht wird. Im Herbste muß die Krone regelmäßig von dem über-
flüssigen Holze und den Saft raubenden Wasserschossen befreit werden. Die
durch das Absägen entstandenen Aststellen bestreiche man mit heißem Teer, da
sonst der Ast und mit ihm der Stamm leicht faul wird. Im Sommer oder
Herbste kratze man den Stamm ab, damit er von der alten, trocken gewordenen
Rinde und den Flechten befreit werde, die den schädlichen Insekten Schlupf-
winkel bieten. Ein schlimmer Feind der Obstbäume ist der kleine Frostspanner.
Er kriecht im Oktober aus der Puppe. Das Weibchen kann nicht fliegen. Es
hat verkümmerte Flügel. Langsam kriecht es am Baume empor, um oben an
den Knospen seine 200—300 Eier abzusetzen. Um dies zu verhindern, bestreicht
man den Baum mit in Rindsblut gelöschtem Kalk. Auch Teerringe oder mit
Insektenleim bestrichene und um den Baum gelegte Bandstteifen leisten gute
Dienste. Ein anderer gefährlicher Feind der Apfelbäume ist die Blutlaus. Sie
bildet weiße, flockige Über-
züge an Ast und Zweig
und hinterläßt beim Zer-
drücken einen blutroten
Fleck. Ihre aus den Herbst-
eiern kriechenden Larven
überdauern den Winter.
Sie sitzen in den Rissen
und Wunden des Stam-
mes. Man zerreibe des-
halb die Larven im Frühlinge mit einem Lappen und pinsele alle Risse und
Wunden des Baumes bis an den Wurzelhals mit einer Lysollösung (100 g Lysol
auf 107 Wasser) aus. Da, wo die Rinde während des Safttriebes im Frühlinge
verwundet worden ist, entstehen leicht Brand und Krebs, wodurch Rinde und
Holz leiden. Um sie zu beseitigen, schneidet man die schadhaften Stellen aus
und bestreicht die Schnittwunden mit heißem Teer. Häufig tragen die Obst-
bäume auch nicht, weil es ihnen an Nahrung fehlt. Darum umgrabe man
im Herbste den Baum in einem Umkreise von 2—3 m und dünge den Boden
mit Jauche und verrottetem Kuh- und Pferdedünger.
2. Viel Obst wird frisch gegessen; doch nur reifes ist gesund. Zum Versand
muß es locker und luftig in Körben oder durchlöcherten Kasten, die mit Heu
ausgelegt sind, verpackt werden; feine Apfel- und Birnsorten sind in Seiden-
papier einzuwickeln. Die Aufbewahrung geschieht an frostfreien, luftigen, nicht
zu trockenen Orten, meist in Kellern. Man breitet das Obst auf Hürden aus,
damit es nicht gedrückt wird. Solches, das sich in frischem Zustande nicht hält,
wie Zwetschen und manche Birnen, dörrt man. Anderes wird zu Mus und
Kraut (mit wenig Zucker) oder Marmelade (mit viel Zucker) eingekocht. Preßt
man den Saft aus (keltern), versetzt ihn mit viel Zucker und kocht ihn ein, so
gibt es Gelee. Mischt man den Saft mit Zuckerwasser und läßt ihn gären,