Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

— 3 — IV. 
abwärts und bewegen so den Stein. Ahnlicher Versuch mit einem Lineale und 
einem Mauersteine oder Buche. Hebebaum und Lineal bilden in diesem Falle 
Hebel. Denn: Ein Hebel ist eine unbiegsame Stange, die in einem 
Punkte unterstütz und um diesen drehbar ist. Der Unterstützungspunkt 
heißt Drehpunkt. Da, wo die Last am Hebel angreift, ist der Angriffspunkt 
der Last, wo die Kraft angreift, der Angriffspunkt der Kraft. Die Strecken 
zwischen dem Drehpunkte und den Angriffspunkten heißen Arme. Man unter- 
scheidet also Lastarm und Kraftarm. Sind die Arme gleich lang, so haben wir 
einen gleicharmigen Hebel, im anderen Falle einen ungleicharmigen. 
6. Der gleicharmige Hebel. a) Um einen gleicharmigen Hebel herzu- 
stellen, durchbohren wir eine unbiegsame, überall gleich dicke Stange von 60 cm 
Länge in der Mitte und teilen von dort aus die Arme in Zentimeter ein. 
Diese Stange hängen wir mittels eines Drahtes so auf, daß sie sich um diesen 
drehen kann. 4 
b) Wenn ein gleicharmiger Hebel bei wagerechter 
Lage im Zustande der Ruhe ist, so befindet er sich 
im Gleichgewichte. Hängen wir aber an das eine Ende 
z. B. 50 g, so wird das Gleichgewicht gestört. Hängen 
wir jedoch an das andere Ende ebenfalls 50 g, so 
wird das Gleichgewicht wieder hergestellt. Wo muß 
das zweite Gewicht hängen, wenn das erste 10, 20 
oder 30 cm vom Unterstützungspunkte entfernt ist? 
Der gleicharmige Hebel ist im Gleichgewichte 
wenn die Kraft der Last gleich ist. 
) Auf dieses Gesetz gründet sich die Einrichtung 
der Krämerwage. (Fig. 2.) Sie besteht aus dem 
Wagebalken (a), dem Unterstützungspunkte (Achse) (b), 
der Schere (c), der Zunge (d) und den beiden Wag- 
schalen (e). Welcher Teil stellt den Hebel dar? Wozu dient die Zunge? die 
Schere? Wann ist die Wage richtig, wann empfindlich? 
7. Der ungleicharmige Hebel. a) Bei dem Hebebaume, womit die Arbeiter 
den Stein heben (s. § 5), liegt der Drehpunkt nicht in der Mitte. Er bildet 
daher einen ungleicharmigen Hebel. Um die Wirkung des ungleicharmigen 
Hebels genauer kennen zu lernen, legen wir auf den Lastarm in einer Entfernung 
von 10 cm vom Drehpunkte 10 g und auf den Kraftarm in gleicher Entfernung 
5 g. Es zeigt sich kein Gleichgewicht. Jetzt rücken wir diese 5 g weiter auf 
20 cm Entfernung vom Drehpunkte, und das Gleichgewicht ist hergestellt. Wie 
lang ist der Lastarm? Wie lang der Kraftarm? Um also einen ungleicharmigen 
Hebel, dessen Kraftarm die doppelte Länge des Lastarms hat, im Gleichgewichte 
zu halten, ist eine Kraft erfordcrlich, die nur halb so groß ist als die Last. Aus 
weiteren Versuchen ergibt sich: Der ungleicharmige Hebel ist im Gleich- 
gewichte, wenn die Kraft den so vielten Teil der Last ausmacht wie 
der Lastarm vom Kraftarme. 
b) Ungleicharmige Hebel sind der Wagebalken der Schnellwage, der Pumpen- 
schwengel, der Schlagbaum, manche Türklinken, häufig der Spaten usw. Aus 
wieviel Hebeln besteht die Kneipzange, die Schere? 
  
  
Fig. 2. 
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