Das Rheinhessische Hügelland. 53
und Gemüseländereien, die nicht nur zur Versorgung von
Mainz und Wiesbaden mit frischem Gemüsse, sondern auch zur
Bereitung von Konserven das Material liefern.
Der größte Teil des Bodens der Provinz wird dagegen
zu landwirtschaftlichen Betrieben ausgenutzt, unter denen der
Weinbau eine hervorragende Rolle spielt. Im Jahr 1901
waren 139 ckm = 100, der Gesamtfläche mit Weinbergen be-
deckt, die einen Ertrag von 362 000 hl im Wert von 9,7 Mill.
Mark lieferten. Bei Betrachtung dieser Zahlen begreift man,
wie sehr sich in manchen Gegenden Rheinhessens das ganze
Leben um die Frage dreht, ob ein richtiger „Herbst" zustande
kommt, um so mehr, da es gar viele widrige Umstände gibt,
Pilze und sonstige Krankheiten der Rebstöcke, Frühjahrsfröste
und nicht zu vergessen die an manchen Stellen besonders
häufig auftretenden Hagelschläge, die ihn in Frage stellen und
in kurzer Zeit die Ergebnisse langer, mühsamer Arbeit ver-
nichten können. Die Weinberge finden sich hauptsächlich an
den Terrassenrändern und Talhängen, weniger im allgemeinen
auf ebenem Boden; vorzügliche Lagen, die weiter bekannt
sind, sind die von Oppenheim und Nierstein am steil zur Ober-
rheinischen Tiefebene abfallenden Ostrand für weiße Weine,
und Ingelheim im Norden der Provinz als Mittelpunkt des
Rotweinbaus und Handels. Freilich werden auch noch viele
Erzeugnisse der benachbarten Gemarkungen unter diesen gang-
baren und bekannteren Namen in den Handel gebracht und
stehen ihnen teilweise auch nicht viel nach. Bei dieser großen
Weinproduktion ist von alters her Wein das Hauptgetränk und
überall der Haustrunk, wenngleich sich neuerdings das Bier
daneben überall Eingang verschafft hat. Der stärkste Weinbau
der Provinz wird übrigens nicht im Gebiet der tertiären Ge-
steine, sondern in der Nordwestecke auf den Hängen und in der
Umgegend des zum Rheinischen Schiefergebirge gehörigen
Rochusbergs getrieben, wo in Kempten und in Büdesheim