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von Sternberg dabei manches Interessante vor, auch Immer—
manns „Trauerspiel in Tirol“.
In der Frühe, oft schon um 6 Uhr, machte die Prinzessin
mit Fräulein von Sternberg weite Spaziergänge und nachmittags
kürzere mit ihrer geliebten Mutter, die sich, da sie das Gehen zu
sehr ermüdete, austragen ließ. Abends vereinigten sich mehrere
Gäste bei Prinzessin Wasa, darunter die Gräfin Viczay, welche
Prinzessin Carola in Venedig kennen gelernt und liebgewonnen
hatte. Sie sah die Gräfin jeden Tag, da diese ganz in der
Nähe wohnte. Der 17. Geburtstag der Prinzessin wurde durch
ein Fest im Freien bei herrlichem Wetter gefeiert. Ein kleines
Abenteuer verursachte dabei eine kurze Unterbrechung. Zwei
Ochsen, die vorbeigeführt wurden, scheuten und wären beinahe
unter die Gesellschaft gestürmt, wenn es ihrem Führer nicht
zuletzt noch gelungen wäre, sie zu bändigen. Vor Schreck wäre
fast der Tisch umgeworfen worden. Es wurde viel darüber
gelacht, die Sache hätte aber immerhin gefährlich werden können.
Der Januar 1851 fand die Prinzessinnen in Bozen, eigent-
lich in Gries, gleich jenseits der Talfer Brücke. Prinzessin
Carola malte von 9 bis 12 Uhr, dann war gemeinschaftliches
Frühstück, um 1 Uhr ging sie spazieren und besuchte täglich
ihre Freundin, die Gräfin Viczay, die den Winter in Bozen zu-
brachte, aber sehr leidend war und nicht ausgehen durfte. Dann
blieb die Prinzessin bei ihrer Mutter bis zum Essen um 5 Uhr.
Sie spielte nach dem Diner Klavier, las abends vor und schrieb
ihre Briefe, sowie die ihrer Mutter. Das Klima war herrlich.
Die Frühjahrsluft strömte zu den geöffneten Fenstern herein;
der Himmel war ganz italienisch, von einem durchsichtigen Blau,