Full text: Aus dem Leben der Königin Carola von Sachsen.

aus Indien und ein ernstes, philosophisches französisches Werk 
über das Christentum von Nicolas. Sie liebte Bücher, in denen 
tiefere Gedanken zu finden, solche, die Stoff zum Nachdenken 
geben, die vielseitig sind, geschichtliche Darstellungen, in denen 
sich an die Thatsachen Betrachtungen anschließen. 
Die Prinzessin war in ihrer geistigen Regsamkeit immer 
sehr leicht zu unterhalten. Sie fand, daß sie von Großmutter 
und Mutter verwöhnt werde, namentlich durch große Liebe und 
Zuneigung. Es geschah alles, um der Prinzessin Freude zu 
machen. Da es ihr noch nicht erlaubt war, in das Theater 
zu gehen, ließ die Großherzogin ein Lustspiel: „Es ist noch 
Zeit“ von einigen Schauspielern und Schauspielerinnen des 
Mannheimer Theaters in ihrem Salon vorlesen. Das aus dem 
Leben gegriffene Stück ist von der Prinzessin Amalie von Sachsen 
verfaßt; es handelt sich darin um eine junge Frau, die in Gefahr 
ist, sich von den Freuden der Welt verführen zu lassen; sie wird 
davon durch die Freundschaft einer Verwandten, welche früher 
ihren Mann geliebt hat, abgehalten und versöhnt sich mit letzterem. 
Ein Kinderballett der Madame Weiß trat in Mannheim auf. Die 
Großherzogin gab den 48 Kindern ein kleines Fest. Sie sahen 
glückselig aus und verzehrten alle ihnen angebotenen Nahrungs- 
mittel. Eine Kleine von 8 Jahren wurde gefragt, ob sie aus 
Deutschland sei, worauf sie antwortete: „Nein, aus Detmold“. 
Die Kinder machten der Prinzessin eigentlich einen traurigen 
Eindruck. 
Es war Prinzeß Carola unangenehm, in den Zeitungen 
vor dem Publikum zu erscheinen, was in dieser Zeit geschah. Sie 
wußte nichts von einer Heirat und war der Ansicht, daß die
	        
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