näher kennen lernen zu dürfen, besonders um auch diesem Gelegen—
heit zu geben, sich ein eingehenderes Urteil über sie zu bilden.
Der Prinz kam; das erste Wiedersehen war etwas steif und ver-
legen, das Verhältnis konnte so längere Zeit nicht fortdauern.
Den anderen Morgen, Sonntag, den 5. Dezember, waren der
Prinz und die Prinzessin im Salon kurze Zeit allein. Der
Prinz stellte die entscheidende Frage, und die Prinzessin sagte
mit vielem Herzklopfen Ja. Der Prinz umgab von nun an
seine Braut mit Liebe; der Prinzessin sehnlichster Wunsch und
teuerste Pflicht war, ihn glücklich zu machen. Prinzessin Wasa
freute sich, die Zukunft ihres einzigen, geliebten Kindes dem
Herzen wie den Händen eines edlen Prinzen anvertrauen zu
können, obwohl mit dem Scheiden ihrer Tochter der Sonnen-
schein ihres Lebens erlosch. Das sächsische Königshaus gewann
an Prinzessin Carola einen Schatz für Familie, Land und Volk.
Die Prinzessinnen wollten in den ersten Januartagen 1853
ihr Winterquartier nach Brünn verlegen. Weihnachten feierten
sie in Mvrawetz. Von den Gaben unter dem Christbaume war
Prinzeß Carola am meisten erfreut über ein Armband von ihrer
Mutter mit der Inschrift: „Für Gott, mit Gott“ und über ein
sehr ähnliches Miniaturbild des Prinzen Albert, welches dieser
schon einige Tage vorher gesendet hatte. Die Prinzessinnen
waren allein in Morawetz im tiefen Schnee, ohne Arzt und im
Begriff, nach Brünn überzusiedeln, wo Prinz Albert sie erwarten
wollte, als Prinzessin Wasa an einer Luftröhrenentzündung
erkrankte. Prinz Albert kam nach Morawetz und blieb bis zum
20. Januar 1853. Während dieser stillen Tage lernte sich das
Brautpaar erst recht kennen. Der lebhafte Geist, mit dem der