— 38 —
in Brünn, auch Prinz und Prinzessin Johann mit den Prinzessinnen
Sidonie und Anna nahmen dort einen mehrtägigen Aufenthalt.
Die zukünftigen Schwiegereltern waren sehr liebevoll und gütig
gegen Prinzessin Carola, und diese fühlte sich glücklich, bald einer
so ausgezeichneten Familie angehören zu können. Als die Kunde
des durch Libeny am 18. Februar verübten Attentats gegen Kaiser
Franz Joseph nach Brünn gelangte, eilte Prinz Albert zu dem
verwundeten Freunde nach Wien und blieb an dessen Kranken—
lager, bis der Kaiser wieder genesen war. Prinz Albert war dann
bis Anfang Mai wieder drei Wochen in Brünn.
Im Fasching besuchte das Brautpaar wiederholt Bälle der
Gesellschaft von Brünn. Es konnte sich nicht von Festlichkeiten
ausschließen, die gerade ihm zu Ehren diesen Winter zahlreicher
waren. Prinzessin Carola betrachtete diese Gelegenheiten als eine
Schule, sich für ihre neue Stellung vorzubereiten und ihre
Schüchternheit zu überwinden, die sich besonders in leisem Sprechen
kundgab. Die Erzherzogin Elisabeth von Modena, welche seit
dem Tode ihres Mannes in Brünn lebte, war sehr freundlich
gegen die Prinzessin. Diese ging auch zuweilen ins Theater.
Sie war der Ansicht, die wahre Kunst zu spielen bestehe darin,
so natürlich zu reden und zu handeln, daß man die Kunst nicht
bemerke. Sie glaubte zwar keine maßgebende Richterin zu sein,
da sie noch in keinem guten Theater gewesen war, das Brünner
Theater sprach sie aber nicht an, und seine Schauspieler brachten
sie durch grenzenlose Affektation zur Verzweiflung. Die Musik
war grauenhaft.
Das Befinden der Prinzessin Wasa bildete in der Braut—
zeit eine fortwährende Sorge, da selten ein Tag ohne einen