Full text: Aus dem Leben der Königin Carola von Sachsen.

— 80 — 
Der Krieg zwischen Preußen und Osterreich wurde 1866 
unvermeidlich. Im Frühjahre begannen beide Staaten auf den 
Krieg hinzielende Vorbereitungen zu treffen. Sachsen lag zwischen 
den beiden in Zerwürfnis geratenen Großmächten und konnte 
hiervon nicht unberührt bleiben. Es stand zwar fest auf dem 
Boden der Bundesverfassung, doch wenn ein friedlicher Ausgleich 
nicht möglich wurde, mußte es unter allen Umständen gerüstet 
sein, auch um seinen Verpflichtungen gegen den Bund genügen 
zu können. Als es sich herausstellte, daß ein preußisch-italienisches 
Bündnis bestand und sowohl Preußen als Osterreich ihre gesamten 
Streitkräfte aufboten, erfolgte Ende Mai die Mobilmachung der 
sächsischen Armee. Aufgeregte und unruhige Zeiten kamen. Der 
Kronprinz hatte am 19. Mai den Oberbefehl über das Armee- 
korps übernommen. In den schönen Frühlingstagen des Mai 
zogen sich die sächsischen Truppen bei Dresden zusammen. Die 
Hoffnung auf eine friedliche Gestaltung der Dinge schwand mehr 
und mehr. Als Preußens Forderungen vom Bundestage zu 
Frankfurt zurückgewiesen wurden, erklärte es den deutschen Bund 
als aufgelöst. Sachsen verweigerte hierauf den Beitritt zu einem 
neu zu schließenden Bündnis unter preußischer Führung und erklärte 
sein Festhalten an den Grundsätzen des alten Bundes. Dies 
veranlaßte Preußen, am 15. Juni an Sachsen den Krieg zu 
erklären. Schon vorher war sächsischerseits beschlossen worden, 
in diesem Falle das Armeekorps zum Anschlusse an die öster- 
reichische Nordarmee nach Böhmen zu führen, da der Versuch, 
Sachsen zu verteidigen, das Land unnütz den Unbilden des Krieges 
ausgesetzt hätte, ohne einen Erfolg zu versprechen. Es war ein 
schwerer Entschluß, und die Worte, mit denen König Johann,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.